Gedichte über die Erkenntnis - Seite 96

Ein jedes Glück wär ganz verkehrt,
wenn du noch niemals Leid gekannt.
Dein Lachen ist rein gar nichts wert,
wenn keine Träne ist gerannt.

Den Wert der Liebe kennst du nicht,
wenn du nie Kummer hast gespürt.
Der Sommer hat erst dann Gewicht,
wenn dich der Winter hat berührt.

Du liebst den hellen Tag viel mehr,
wenn du vor dunkler Nacht mal fliehst.
Du schätzt das Leben erst so sehr,
wenn du dem Tod ins Auge siehst.

Denn nur wer einmal Sorgen schiebt,
der spürt auch Freude tief im Herz.
Nur wen das Schicksal wirklich liebt,
dem schenkt es beides: Glück und Schmerz.


© Kerstin Mayer 2021

Ein Schiff,
taumelnd über die Meere,
das bin ich

Vom Wind,
über stürmische Wogen getragen,
das bin ich

Ist ein Hafen in Sicht,
um so mehr entfernt er sich,
das bin ich

Auf der Suche nach dem,
was ich nicht vermisste bisher
das bin ich

Nach den Sternen greifen,
in unendliche Ferne schweifen,
das bin ich

Gedankenranken,
in andere Sphären mich lenken,
das bin ich

Manch Kelch,
nicht an mir vorübergeht,
das bin ich

Leid und Schmerz,
Herz und Seele berührt,
das bin ich

Über Hürden springen,
mit Zuversicht bezwingen,
das bin ich

Das Sehnen,
die Sucht nach Leben,
das bin ich

26.12.2021 © Soso

Was bringt uns nun das neue Jahr,
das gerade im Erwachen?
Was wird an Wunsch, an Träumen wahr,
was gibt´s für neue Sachen?

Wie wird die Welt im Spiel der Macht,
sich neuerdings gestalten?
Wird wieder neuer Krieg entfacht?
Wird alter Frieden halten?

Wird Gier, und Protz und Narretei,
die Oberhand gewinnen?
Wird sich der Mensch, beseelt und frei,
auf Besseres besinnen?

Was birgt das Jahr an neuer Kraft,
wie wird die Welt sich wandeln?
Treibt Tatendrang und Leidenschaft
uns an zu neuem handeln?

Was bringt das Jahr, was bringt die Welt,
bleibt alles nur beim Alten?
Ein Blick ans helle Sternenzelt.
Lasst sie uns neu gestalten!

© Hansjürgen Katzer, Dezember 2016

Ganz leise hörte man sein Quaken nur,
der kleine Frosch war völlig aus der Spur,
der Teich in dem er lebte bisher,
wurde zerstört, es gab ihn nicht mehr,
eine kleine Oase, unberührte Natur umher.

Ein Bagger kam und machte alles platt.
Trotz seiner lautstarken Beschwerden,
sollte eine Straße gebaut hier werden.
Nicht in der Sonne liegen; auf einem Blatt,
musste ein neues Zuhause sich suchen, anstatt.

Der kleine Frosch ist sehr geschwätzig
doch zu sich selber ehrlich,
sein Gesang war nicht grad immer herrlich.
Wollte man ihn deshalb mit Gewalt vertreiben,
ihn hindern an seinem stetig Bleiben?

Zwischen Wasserrosen und Schilf war sein Zuhause,
Libellen und Käfer machten bei ihm Pause,
Kaulquappen, Kröten und Molche seine Nachbarn waren,
hinterließen allesamt unverkennbar ihre Spuren,
ein Stück unberührte Natur seit vielen Jahren.

Geübt im Schwimmen und im Tauchen,
quakte gerne auch mit den Freunden,
gemeinsam im Chor sie ihre Lieder sangen.
Doch mussten sie bisweilen um ihr Leben bangen.
Meister Langbein hatte gieriges Verlangen,
für ein üppig Mahl sie einzufangen.

Gestern tat er im Teich noch baden,
sich an saftig Wasserflöhen laben,
wurde niemals müde den Mücken nachzujagen,
versteht seine kleine Welt nicht mehr,
mit lautem Verkehr, verläuft eine Straße nun hier.


01. 01. 2022 © Soso