Gedichte über die Zeit - Seite 157

Wir müssen mit

Die Zeit sie rennt
Nichts kann sie daran hindern
Sie eilt und eilt
Sie einfach
keine Pause kennt
Kein Mensch
kann ihre Eile lindern
Auch unser Alter
kennt kein Stopp
Es läuft und hetzt
nur im Galopp
Wir möchten
doch so gern verschnaufen
Noch ehe
wir zum denken kommen
Ist unsere Zeit dann abgelaufen


©Käte Micka

Wo ist die Zeit nur hingekommen?

Gestern waren wir noch Kinder,
Heute sind wir zitternd, alt.
Damals gab's im Mai noch Winter
Und es war so schrecklich kalt.

Als Erwachsenenzeiten kamen,
Nahm man von Stunden nie Notiz,
Denn die Arbeit war der Rahmen,
Berufsmüh' brachte Schweiß und Witz.

Dann kam plötzlich – Ruhestand,
Die Freiheit, Freizeit unbegrenzt.
Man bereiste Meere, fremdes Land,
Lebte ziemlich zeitentgrenzt,

Bemerkte kaum, wie Jahre gingen,
Sah sich in der besten Rolle,
Ging zur Oper, zum Liedersingen,
Es bleichten sich Teint, die Haartolle.

Gelegentlich gab's Operationen,
Um sich herstellen zu lassen:
Das Leben sollte sich noch lohnen,
Um sich mit Aufgeschobenem zu befassen.

Und jetzt? Sehr alt und schon gebrechlich
Lebt man mit viel Bildschirmverstand,
Wenn Heißzeiten bald unaussprechlich,
Die Welt jetzt außer Rand und Band.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Eisblumen im Fenster am Morgen zu sehen,
der Atem der Nacht lässt sie so entstehen,
die Luft der Dunkelheit schmeckt sehr kalt,
Natur zeigt sich jetzt als winterliche Gestalt,
ein Geruch von Holz zieht durch die Gassen,
graue Wolken die Schornsteine verlassen,
Spuren im Schnee auf den Straßen zu sehen,
lustig, wie langsam die Menschen jetzt gehen,
Bäume entzücken mit ihrem weißen Farben,
das Eis auf dem Teich als des Winter Gaben,
helle Kinderstimmen lassen Freude vermuten,
beim tanzenden Lauf über gefrorene Fluten,
musikalische Klänge und des Glühwein Duft,
laden ein zum verweilen trotz frostiger Luft,
manch einer schnell durch den Tag hastet,
Daheim lieber vor dem warmen Ofen rastet,
Kälte und Schnee ist nicht für jeden gedacht,
in den Bergen es vielen noch Spaß macht,
von den Tieren ist jetzt nicht viel zu sehen,
sie schlafen, bis die Blumen wieder stehen,
was soll man sagen zu dieser Jahreszeit,
bald hat der Frühling andere Farben bereit..

Man sagt sie sei magisch:
Die antike Zirbenholzuhr
Graziös steht sie neben dem Kieferntisch
im großen, hellen Flur

Meditativ schwang ihr Pendel und erklang ihr Gong
mit leisem „Tick, Tack“ und tiefem „Bong“
Beruhigend hin und her ging’s
Seitdem sie nicht mehr will
zeigen Pendel und Zeiger nun nach links
Seit exakt 9:45 Uhr steht sie nun still

Jemand sagte, dass es schon einmal geschah
Ich glaube, es war der Großpapa:
In dunklen Zeiten
Menschen zeigten ihre schlechten Seiten
Die Uhr stand still, nach links die Zeiger gereckt
Singend marschierend, von Blut und Geifer befleckt
ein bekanntes Lied von Spaltung, Hass und Krieg
bei dem man über Leid und Leichen stieg

Die Uhr steht still, die Zeit verrinnt
und pendelt erst wieder, wenn etwas Neues beginnt !

© jogdragoon

Draußen auf der Straße steht ein Elefant
Ich weiß nicht, was so ein Elefant alles kann

Vielleicht steht er einfach nur da
Vielleicht ist er keine Gefahr

Und ich bilde mir alles nur ein
Was ich sehe, ist nichts als ein Schein

Vielleicht ist er auch bereit
Vielleicht sagt er mir die Zeit

Oder geht er gar so weit
Und erlöst mich von dem Leid

Vielleicht, ja nur vielleicht
Ist es nicht so leicht

Auf der Straße vor der Tür steht ein Elefant
Ich bin ihm nicht bekannt, also reicht er keine Hand

Und die Welt
Sie zerfällt

In Stücke, so grau
Wie der Elefant, da schau

Das, was einst war, wird nie mehr sein
Alles zerfällt, in Stücke so klein

Der Elefant, er lacht
Doch auch er wird langsam schwach

Die Zeit vergeht
Es wird bald spät

Der Elefant schläft ein
Auch er wird nicht mehr sein

Alle hoffen auf den Morgen
Doch er kommt nie, keine Sorgen