Gedichte Über Wort (Seite 28)

Rosenworte

Rosenworte pflückten sich
sanken dir zu Füßen
ihren Duft atmest du ein
nimmst sie vorsichtig
in deine Hände
denn du weißt
zartbunt samtene Rosenworte
verbergen grünblättrige Stacheln
die stechen
wenn Worte wie Krallentatzen
seelende Rosenblüte
zerkratzen

SchuBerta

Mein Wort für Dich

Der Brückenschlag des Mai ist abgeknickt,
im Kälteloch ist er gefangen.
Mein Brief, der wird schon wieder nicht verschickt.
So wirst Du nichts von mir empfangen.

Die Post macht eine Pause und schon lang‘
verbleibt mein Wort im Mund. Ein Kreisen.
So liebe ich fast bis zum Untergang.
Die Wärme schenkt uns bald das Reisen.

© ANTOSCH

Worte und Gedanken

Die Kraft der Worte ist eine Qual
Die Kraft des Denkens ebenso
Jedem Wort folgt ein Gedanke
Jedes Wort weckt neue Gedanken
Der Kreislauf steht nie still
Du schläfst ein mit Gedanken
Du wachst auf mit Gedanken
Worte können schmerzen
Gedanken ebenso
Doch Worte die nicht klar ausgedrückt sind
sind die schlimmsten
Denn sie lassen uns Freiraum diese Lücken zu füllen
Ob es wahr ist oder nicht
Ob es gut ist oder nicht

Wie lautet noch einmal dieser Satz?

Endliche Zahl von Buchstaben im Alphabet
Ergeben eine unendliche Zahl von Wörtern
Die unzählige Sätze mit Inhalt füllen können
Zusammen werden sie zum Teil Gedichte
Manchmal entsteht mit Gefühl sogar Poesie
Ein Satz jedoch klingt einfach und schlicht
Aber er kann mehr als jede Poesie ausdrücken
Manchmal muss man viel zu lange warten
Bis er endlich leise ins Ohr geflüstert wird
Dieser Satz, der schon so oft gesagt wurde
Doch nie aus der Mode zu kommen scheint
Sag mir bitte, wie lauten diese drei Worte
Irgendwie habe ich sie inzwischen vergessen

Ich liebe dich?

Danke, jetzt kann ich mich wieder erinnern

Shakespeare

Shakespeare

In der Sprache urheimisch zu sein,
Findig auch mit völlig neuen Wörtern
Und dort einsam suchend ganz allein,
Bei sich jenen Sprachkosmos erörtern,
Der das Sein grundlegend neu erschaffen hat,
Das Menschliche dem Einfachen vertraut musst' werden lassen,
Wo danach nichts als die vererbte und gebrauchte Zweitbettstatt
Das eigene Leben wirklich nicht mehr konnte fassen,
Die Sommernacht im Traum verwirrte die Ursachen,
Der Widerspenst'gen Willen lustbietend zu zähmen,
Sich über Englands Herrscher tief Gedanken machen,
Die mit den Untaten die Menschlichkeit erst lähmen –
Das alles hat – offengelegt! – Shakespeare uns gebracht,
Wo Sprache mit dem Schauspiel hin zum Leben ist erwacht.

©Hans Hartmut Karg
2020

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Mein Wort für Dich

Worte und Gedanken

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