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Gedichte über das Wissen - Seite 32


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Der Geschenkkorb

Im Dämmerlicht öffnete er langsam und unsicher seine Augen.
Völlig unerwartet sprang ihm ein nackter, häßlicher Hintern direkt ins Gesicht.
Er wendete sich schockiert und angewidert von ihm ab.
Er konnte gar nicht fassen, wie ihm geschah und schloß angsterfüllt erneut seine Augen !

SIE wartete !
SIE wartete schon lange, sehr lange, auf einen Moment, in dem SIE sich ihm offenbaren konnte !
Doch es gab sehr wenige solcher Momente und sie waren kurz, sehr kurz !
Als SIE wieder einmal einen Moment der Klarheit in ihm erkannte,
nahm SIE alles, das in ihm als Unwahrheiten fixiert war
und zeigte SICH ihm unverzüglich in schonungsloser Offenheit.
Er wies SIE von sich und wendete sich ignorant von IHR ab !
Somit stauten sich immer mehr Themen in IHR auf.
Eines Tages war "die Wahrheit" gezwungen, einen Vorschlaghammer zu benutzen!
Das war der Tag, an dem er, das Menschlein, schmerzhaft zusammenbrach,
weil fast alles um ihn herum, sich als Irrtum erwies.

*

Die Tür war offen !
Die Luege stellte auf ihrer Tour
den prallen Geschenkkorb in den Flur
Gefüllt mit Dingen zu Hauf
die machten betroffen
krank und besoffen

Verschlafen nahm er's in sich auf

Ab und zu öffnete er seine Augen und sah
plötzlich klar und auch ganz nah
einen nackten, häßlichen Mors
der sprang in sein Gesicht recht forsch !

Weil ihm das nun gar nichts gab
wendete angewidert er sich ab !

Nachdem die Wahrheit das mehrere Male probierte
und trotzdem weiter er nach Luege gierte
nahm sie einen Vorschlaghammer !

Unglaublich groß war sein Gejammer !

© jogdragoon
Bibat ex me qui potest
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fließende zeit

wir sollen unser leben leben
denn die jahre fließen hin
in klarstes wasser uns begeben
wo des flusses blut ich bin

wenn zeit aus diamant besteht
so wertvoll glänzend sieht er aus
als berg in einem fluss er lebt
der strom von dort aus weit hinaus

mein fluss läuft hoch auf meinen berg
und fließt vom gipfel ab ins tal
mit zeit kreieren wir das werk
und schleift den diamanten kahl

aber altes gelb ist gold
ganz gereift und glänzend glatt
oben auf dem berg sie rollt
diamantenzeit glänzt matt

ein ausblick oben hoch hinaus
gefährlich weit lehnst du dich raus
vorsicht vor der glatten wand
geh nicht zu nah an berges rand

setz dich lieber in dein floß
mach die ketten der gedanken los
der fluss trägt dich dann schon voran
und wenn du frei bist, schwebst du dann

die schwerkraft der gedanken drückt
dich viel zu weit raus an den rand
nimm es leicht und sei verrückt
auf die veränderung gespannt

wir können nicht herunterfallen
wenn es schwerkraft gar nicht gibt
sondern uns die leichtigkeit
auf diamantenberge fliegt

genieß die fahrt und bremse nicht
auch wenn das ufer nicht in sicht
vertrau der fahrt und sieh dich um
denn irgendwann ist sie schnell rum

oh! einmal kurz nicht aufgepasst
hat der zeitwasserfall den fluss erfasst
ihn fängt das nichts
die flut verblasst

wo ist er hin? der fluss der zeit
an uns vorbei und schon ganz weit
weg von uns, wir spähen nach
doch der sichtkontakt zerbrach

der berg aus diamant wird knapp
langsam trägt die flut in ab
und unser fluss dann mündet schlapp
in meeren der erinnerung
der diamantenberg stürzt um

du denkst, deine erinnerung
ist nur ein boot aus altpapier
geschichten der erinnerung
geschrieben stehen, jetzt und hier
nichts mehr zu bedeuten haben

aber alte zeit ist gold
erinnerung ist diamant
unzerstörbar überrollt
wer weiß, wohin der fluss uns bringt
auf die nächste zeit gespannt

der diamantenberg bricht ein
und das große wird ganz klein
unzerstörbar er doch bleibt
sich einfach als geschliffen zeigt

unbedeutend in der flut
trägt die zeit es stets voran
und reißt des diamanten blut
in fließende unendlichkeit
wir fragen ihn: “fluss, wo geht´s lang?”
doch niemand weiß, allein die zeit -

30.01.2022
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