Gedichte zur Wahl (Seite 5)

Indianisches Vermächtnis

Ein Indianer, ziemlich alt,
sagt seinem Enkel: "schon sehr bald
werde ich nicht mehr hier sein
Doch eines sag ich dir allein:

zwei Wölfe sind in meiner Brust
Der eine sagt, mein Freund, du musst
in Liebe sein, hab einfach Mut
Geh d i e s e n Weg, denn der ist gut!

Der and’re sagt: das kann nicht sein!
All die Gewalt und all die Pein,
das Unrecht und die Grausamkeit,
die schreien nach Gerechtigkeit!"

"Oh mein Großvater, sag mir noch:
Was wird daraus, wenn jeder doch
auch Recht hat und die Wege kennt -
wer wird gewinnen dann am End?"

‚Mein liebes Kind, du hast die Wahl
Z w e i Wölfe sind es an der Zahl
Der Sieger wird der, den du nährst,
den du erwählst und den du ehrst‘

Nach einer Weisheitsgeschichte

Wahlniederlage

Eine Partei, die verliert bei der Wahl,
verliert in den Tagen danach Mitglieder, in ganz großer Zahl.
Das alleine ist schon mehr als nur unschön,
das Tragische ist: Es sind die Besten, die geh'n...

Simon Marius

Der Wandel des Ganzen《117》

Im leblosen Raum, bewegt sich erstmals ein schweigender Traum.
Von einstmals trügerischer Sicherheit,
ward ein Wunsch umseelt, war nicht weit.

Umso mehr im Jetzt, ist nichts mehr gehäuft und durchsetzt, es ist nicht nichts, aber dennoch ist nichts da, was einstmals häufig stärker war.

Kein Sache auf dieser Welt, die jetzt noch in mir schwelgt, ist präsenter als jenes Unbekannte, welches sich noch immer in mir hält.

Ein durchweg gelungenes Wandeln,
ohne durch falschen Zweck sich zu verschandeln. Ohne mich jemals zu verschanzen, war es ein Wandel des Ganzen.

Jacob Seywald XIII

sie hatte eh das größere Maul

"Ele","mehle","muh",
passt zu mir dazu!"

"Oder?

Wenn`s Eigentum nicht mehr vorhanden,
nicht mehr"daheim" ist, ganz normal,
greifft man zu dem, was da gestanden,
naja, herum hat, in ner Wasserschal.

Er tat es grad, schon in den Jahren,
genau wie sie, sind oft ja gleich,
solch Schüsseln, musste er erfahren.
Schien eingelaufen, sein"Beisserreich"?

Sein Gaumen schmerzte, er grölte dann,
entnahm`s"dem Heime"und noch so ein`s,
naja, Gegröle.""Ellllseeeeeee, oh man!"
Und dann das Anderes eben:"Heiiiiiiiinz!"

Ante mortem (N.46)

Wenn etwas den Tod nicht fordert,
doch ganz gewiss das Leben,
wird sofortig gefordert,
sich dessen zu erheben.

Sich diesem anzunehmen,
ist Überlebensinstinkt,
daran zu vergehen,
ist was sich uns nicht erschwingt.

Warnung von dem Volke fällt,
kommt's dem Starrsinn meist nicht bei,
wer Warnung von sich selbst erhält,
reißt Zwiespalt schnell entzwei.

Gegen allerlei Erprobung sich wehrt,
den ängstigt's vor Eigenhass,
denn was das Gefühl nicht färbt,
bleibt dem Verständnis blass.

Jacob Seywald XIII

Gedichte zur Wahl - Seite 5

Indianisches Vermächtnis

Wahlniederlage

Der Wandel des Ganzen《117》

sie hatte eh das größere Maul

Ante mortem (N.46)