Siehst du noch die Blumen blühen
auf den heimatlichen Auen,
sanftes Abendrot erglühen,
wie du's nie mehr glaubst zu schauen
so schön, wie in der Heimat einst?
Daran denkst du, und du weinst.
Hinter leidgesenkten Brauen
malst Erinn'rungen du aus,
siehst die Schwalben Nester bauen
an dem väterlichen Haus.
Siehest sie, die ihre Jungen
mit Behutsamkeit umsorgen,
hörest sie mit tausend Zungen
jubilieren früh am Morgen.
Spielest in der Mittagsonne,
froh verbringend deine Zeit,
das Kinderherz erfüllt mit Wonne,
fern von Zwiespalt und von Leid.
Hörst die Zwerge heimlich raunen
durch der lieben Ahne Mund,
ihren Märchen gilt dein Staunen,
die sie erzählt zur Abendstund’.
Siehest bei der Lampe Schein
die Geschwister in der Runde,
den Vater und die Mutter dein,
brennend schmerzt dein Herz, das wunde,
denkst verlangend du zurück
an das längst vergang'ne Glück.
Mein 1. Gedicht: Verfasst an einem Sommernachmittag 1949
auf der Liege-Wiese im Stadenbad Idar-Oberstein
Günter Uebel