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Gedichte über Schmerz - Seite 37


Gefühl der Hilflosigkeit

In einer Institution für seelisch kranke Menschen
müssen wir traurigerweise für unsere Rechte kämpfen.
Respektlos behandelt und wie das letzte Stück Dreck,
müssen wir vieles über uns ergehen lassen,
sehr zu unserem Schreck.

Es werden Wörter im Mund umgedreht,
keiner hier, der uns auch nur ansatzweise versteht.
Der es auf irgendeine Weise versucht,
habe definitiv nicht nach solch einem Ort gesucht.

Wir werden schonungslos manipuliert,
genau in deren Pläne einkalkuliert.
Fiese Spielchen mit uns gespielt,
alles genau auf uns abgezielt.

Fühle mich nicht ernst genommen,
bin dabei, elendig zu verkommen.
Halte es teilweise echt nicht mehr aus,
möchte aus diesem Höllenschlund raus.

Anstatt uns die Hände zu reichen,
wird hier gegangen über Leichen.
Es wird ein falsches Bild vermittelt
und diese Einrichtung als „Sozial“ betitelt.

Hier läuft so einiges falsch,
mir hängt das alles raus zum Hals.
Bin nicht eure verdammte Marionette,
haltet mich fest an einer zu kurzen Kette.

Setzt euch angeblich für unseresgleichen ein,
in eurem angeblich Menschen helfenden Verein.
Von außen hin die Retter in Not abgeben,
dabei macht ihr es nur schwerer, unser Leben.

Werden behandelt, als wären wir nichts wert.
Was läuft hier bitteschön verkehrt?
Unsere Meinung wird nicht gehört,
etwas, dass mich ziemlich stört.

Zumindest in diesen vier Wänden
liegt nichts in unseren Händen.
Ich sage dazu nur menschenunwürdig,
machen sich ihre Lieblinge gehörig.

Mich überkommt das Gefühl der Hilflosigkeit,
sie nutzen jede erdenkliche Gelegenheit,
um besser dazustehen, mit aller Macht,
als hätten wir uns alles ausgedacht.

Wir sollen nicht so „dünnhäutig“ sein,
mit diesem Satz, machte sie uns klein.
So etwas seelisch kranken Menschen zu sagen,
es fühlte sich an, wie ein Schlag in den Magen.

Mitarbeiter werden regelmäßig fertig gemacht,
solch ein Verhalten denen gegenüber ist total unangebracht.
Vor allem, wenn wir alles mitbekommen,
allen voran den Chefs natürlich ausgenommen.

Unser positiver Einsatz wurde mit Füßen getreten,
haben mehrmals um ein Gespräch gebeten.
Selbst als wir uns beschwert haben,
mussten wir unsere Hoffnungen begraben.

Hoffnungen auf Gerechtigkeit für uns,
er wurde nicht erfüllt, dieser Herzenswunsch.
Es wird froh und munter weiter tyrannisiert,
so getan, als wäre nie etwas passiert.

Wir leben im 21. Jahrhundert
und noch heute bin ich darüber verwundert,
dass Menschen in Not schlecht behandelt werden
und dazu beigetragen wird, ihr Leben zu gefährden.

Ich bin wütend und enttäuscht zugleich,
nichts davon war jemals hilfreich.
Egal, was ich versucht habe,
mein Leben verlor zunehmend an Farbe.

Alle Bemühungen waren umsonst
und was ist das, was du dafür bekommst?
Ein schlechtes Gewissen, weil du die Wahrheit sagst
und über das Leid von liebgewonnenen Menschen klagst.

Läuft es in allen sozialen Einrichtungen so ab?
Dass dich die Menschen behandeln, von oben herab?
Als wärst du unbedeutend und schwach,
jene Gedanken halten mich Nächte lang wach.

Umgeben von einer falschen Schlange,
ich weiß, es dauert nicht mehr lange,
bis ich endgültig die Fassung verliere
und zum letzten Mal was ausprobiere.

Anstatt zu heilen und mich vorzubereiten,
gerate ich immer mehr in Schwierigkeiten.
Eine Person, die alles kaputt macht
und dabei vorgeht, mit bedacht.

Gegen sie komme ich nicht an,
gibt es nichts, was man da machen kann?
Möchte nicht aufgeben, da muss eine Lösung her!
Ich ertrage sie einfach nicht mehr.

Wieso werden wir nicht gehört und ernst genommen?
Meine Augen füllen sich mit Tränen,
sehe alles verschwommen.
Mit dieser Ungerechtigkeit komme ich nicht klar,
deren Verhalten gegenüber uns empfinde ich als furchtbar!

Bleibe zum Glück nicht für immer dort,
finde danach hoffentlich einen besseren Ort.
An dem ich mit Hilfe rechnen kann
und die Chance habe, gesund zu werden, irgendwann.


© Lily .N. Hope
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Lothar hat Zahnweh

Lothar quält der Backenzahn
und das jetzt schon seit Wochen.
So langsam treibt´s ihn in den Wahn,
das Ziehen und das Pochen.

Den Zahnarzt konnte er nie leiden.
Der ist ja auch brutal.
Lässt sich wohl trotzdem nicht vermeiden,
daß der da ran muß - wieder mal.

Na gut. Nur auf dem Weg dahin,
kriegt Lothar seltsam weiche Knie.
Mach voran!, kam ihm in den Sinn.
Und: Klappe auf. Zum Henker, zieh...!

So trabte er zur Folterstätte -
saß lange da, im Wartezimmer.
Neben ihm, die furchtbar Nette:
sie schwatzt von größerer OP;
von nigelnagel Neugebiss.
Alle Zahn-Ruinen raus - oh weh,
denkt Lothar und kriegt noch mehr Schiss.

Die Tür fliegt auf. Da steht der Henker
und grinst Lothar genüsslich an.
Nicht grad ein Bild von Blutdrucksenker...,
schwant es Lothar folglich dann.

Türe zu. Er ist gefangen
im Verlies der Barbarei -
starrt Tiegel, kleine, große Zangen
und Bohrer an, mit stummem Schrei.

> Adieu, du schöne, schnöde Welt, <
schnarrt Lothar schon mal vor sich hin.
Dann klappt sein Mund auf, wie bestellt
und der Doc fuhrwerkt darin.

> Aha! Da ist der Übeltäter!, <
freut sich der dicke Zahnmonteur.
> Den ziehn wir besser gleich, statt später!, <
bimmelt es Lothar im Gehör.

Im Mundgebälk ein kurzes Krachen.
Schon klirrt der Oschi in der Schale.
Ganz zaghaft: > Isser weg...? < Dann Lachen.
Und: > Nenn mir jeden Preis. Ich zahle! <

*

Der Doc roch schwer nach Schnapskantine:
das machte Lothar garnix aus.
Er herzte ihn mit froher Miene
und wackelte beglückt nach Haus.


(c) Ralph Bruse
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