Wenn der Tag zur Neige geht,
am Horizont die Sonne steht
und ihre allerletzten Strahlen
flammend rot den Himmel malen,
breit’ ich meine Flügel aus,
schwing’ mich hoch und weit hinaus
in den klaren Abendhimmel,
fern von des Tags Lärm und Gewimmel,
und atme tief die reine Luft,
koste ihren frischen Duft,
der alle Enge von mir nimmt
und auf die Freude ein mich stimmt
darüber, dass all meine Nöte
verfliegen mit des Abends Röte,
und was mich eben noch bedrückt,
in endlos weite Ferne rückt.
Von oben richtet sich mein Blick
auch auf manches kleine Glück,
das der Tag mit sich gebracht,
und mich fröhlich hat gemacht.
Nun, im Licht der ersten Sterne
betrachtet und aus weiter Ferne
erscheint mir alle Müh’ und Plage
wie eine längst vergangene Sage,
ein Wellenschlag im Meer der Zeit,
der sich an viele andre reiht.
Klein wirkt unser Tun und Treiben,
kaum wird etwas davon bleiben.
So geht das Leben still dahin
im Einerlei und hat doch Sinn,
der jedwedem sich erschließt,
der jeden neuen Tag begrüßt
als Angebot zur Feier des Seins.
Lust und Leiden werden dann eins.
Drum kann ich still mich schlafen legen,
denn alles Dasein ist ein Segen.