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Gedichte über das Schicksal - Seite 312


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Glühender Sand

Kamele, die wandern durch glühenden Sand
und eins nach dem andern verliert den Verstand
ob des Vordern Gesäβ, mitnichten so fern,
ist das doch der zweideutig leitende Stern

Nimmst Du ihn auf Dich, den leidigen Sattel,
lockt auch am Abend `ne saftige Dattel,
und will bald die Sonne nur brüten und stechen,
das ist nicht Dein Teil, aus der Reihe zu brechen

Das sei Dein Quantum, auch wenn `s Dir nicht passt,
willig zu stemmen die tägliche Last;
bist Du schon im Spiegel der schillernde Pfau?
Musst nichtsdesto trotten, Du weiβt es genau

An salziger Tränke im Tal voller Tränen,
und jeder Schluck steigert Dein brennendes Sehnen
nach labendem Quell unter schattigen Palmen,
das bleiben für Dich nurmehr tröstende Psalmen

Der Führer zuvorderst, und ist er auch blind,
geleitet den Zug durch den sandigen Wind
dem Wasser entgegen, Du bist es gewohnt,
die Fata Morgana schon am Horizont

Wird ein Kamel noch zum eitel Narziss
und schneller verwelken als lieb ihm ist,
glaubt schon sein Antlitz als wahre Ikone,
den Nasenring eine güldene Krone?

Es läuft so das stolzeste Wüstenschiff
verblendet auf jedes garstige Riff;
balde schon blättert der protzige Lack,
endet ganz ruhmlos als geistiges Wrack

Das brennende Dürsten nach neuer Ekstase –
sogar an der grünen, der kühlen Oase
ist ‘s niemals genug, so manche Kamele
verloren das Band zu Gott, ihrer Seele

Im Schlepptau, da irren so viele Millionen
verhungerte Seelen aus tausend Äonen;
die Karawane sucht stets neue Hüllen,
flüchtet die Bürde, anstatt zu erfüllen

Und spielst Du auch Gott, können die Pyramiden
die Welt Dir wohl geben, indes keinen Frieden!
Denn solche Kamele verrotten im Land,
die Knochen zerbröselt zu glühendem Sand


© Michael Gauger, im August 2017, alle Rechte vorbehalten;
nurfuerreiche.jimdo.com, schreibgauger(at)gmx.net
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