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Gedichte über das Schicksal - Seite 290


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Alte Dame in westlicher Leistungsgesellschaft

Als junge Frau wurd‘ sie umworben
und mit Geschenken reich bedacht.
Ach, der Konsum hat sie verdorben
und ihre Kerle arm gemacht…

Im Büro ist sie aufgestiegen,
denn sie lag ständig unterm Chef…
Ja, ihre Leistung war „gediegen“,
beim schnellen „Vorgesetzten-Treff“…

Sie hat die alte Sekretärin
durch ihre Jugend schnell verdrängt.
Die war zerstört – als Pensionärin
hat die sich schließlich aufgehängt.

Doch dann, mit 41 Jahren,
da war auch sie plötzlich zu alt.
Nun hat sie es gar selbst erfahren,
wollt‘ es verzögern – mit Gewalt.

Die Make-up Schichten wurden dicker,
die Haare glänzten platinblond,
die Kleidung wurde immer schicker,
bald kämpfte sie an jeder Front…

Die Depressionen wurden schlimmer,
sie ging zum Psychologen Klett,
der Chef verbannte sie für immer,
sie war zu alt für dessen Bett…

Und auch ihr Gatte sprang zur Seite,
kam grad im dritten Frühling an,
an jugendfrischer Oberweite,
da machte er sich lustvoll ran…

Nun ist sie alt – und abgeschoben,
hat keine Würde, keinen Wert,
ist jeder Menschlichkeit enthoben,
weil man mit „Alt“ nicht gern verkehrt…

Die Schönheit war einst ihre Waffe,
durch Leistung kam sie ganz groß raus,
auf, dass die Jugend nie erschlaffe
doch dieser Traum ist längst schon aus.

Nun sitzt sie im Betreuten Wohnen,
starrt müde in die graue Welt,
kaut hartes Fleisch und saure Bohnen
und kostet Vater Staat nur Geld…

Zivilisiert nennt sich das Ganze,
ich nenne es Unmenschlichkeit.
Ein reicher Staat wähnt sich im Glanze
und strotzt doch vor Armseligkeit…
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