Sortieren nach:

Gedichte über das Schicksal - Seite 265


Anzeige


Ein ganz dringender Brief

Europa, mitten im Chaos ... ... anno 2015


Dear Mr. President, sehr geehrter Herr Obama,

Europa erlebt zurzeit ein kaum da gewesenes Flüchtlingsdrama.
Nun sollte man ja eigentlich vermuten,
einer wie du, der gehört schon zu den Guten,
und nicht zu den Barbaren, diesen Bösen;
dann lass uns das Problem doch gemeinsam lösen!
Aber nicht wie bisher mit deinen Killerdrohnen
Ausspähen, wo die anderen Killer wohnen.
Sondern endlich mal friedensnobelpreisgerecht
den Kriegsopfern beistehn, das wär mal nicht schlecht.
Und es wär auch zu schade, wenn von dem sogenannten Verursacherprinzip
am Ende mal gerade als abgedroschne Phrase der Name übrig blieb.

Wir träumen schließlich alle von einer besseren Welt,
wobei die Rolle, in der sich die USA am besten gefällt,
diesen Traum so wohl kaum jemals wahr werden lässt;
dennoch halten sie stur immer weiter dran fest.
An der Rolle als der selbsternannte Weltpolizist,
kümmert euch lieber endlich mal um euren eigenen Mist!
„I have a dream!“ – Traum geplatzt
„Yes, we can!“ – auch da gepatzt
Worin ihr aber richtig gut seid, und das, weil ungebeten,
gewaltsam andrer Leute Grund und Boden zu betreten.

Also, wie viele Flüchtlinge sollen wir euch jetzt schicken?
Oder wollt ihr euch etwa weiter vor jeder Verantwortung drücken?
Das sind schließlich auch eure Opfer, um die es hier geht,
denn daran habt ihr ja schon immer ganz gerne gedreht:
An der Spirale der Gewalt, aus völlig eignen Interessen.
Darüber kann man eben halt auch die Moral schon mal vergessen.
Und dann lehnt ihr euch zurück und macht’s euch erstmal bequem.
Und schon ist das alles plötzlich nicht mehr euer Problem.
Da seid ihr sehr konsequent und macht ganz einfach den Sack zu,

vielen Dank, Herr Präsident, mit besten Grüßen – und „Fuck You!“
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Der Clown auf dem Drahtseil

Der Wind spielt wild mit seinem Haar.
Er ist nur Mund und Augenpaar.
Die Nase rundet sein Gesicht.
Was ihn bewegt, das sieht man nicht.

Die Jacke, viel zu klein gewählt,
mit Tupfen auf ihr, ungezählt,
entblößt die Regenbogenweste
und eine Fliege wie zum Feste.

Beiläufig setzt er Fuß vor Fuß,
winkt mit dem Schirm zum frohen Gruß,
schwenkt ihn bedenklich hin und her –
ein Segler auf dem Menschenmeer.

Die Menge jubelt laut und jodelt,
der Hölle heißer Atem brodelt
tief unter seines hellen Blickes –
ein Meister unverzagten Glückes.

Das Ende ist noch nicht zu seh’n,
noch weit auf schmalem Grat zu geh’n.
Die Jacke bläht, der Schirm fliegt steil,
ein Blitz erhellt das hohe Seil.

Der Himmel will das Spiel beenden,
den Geher auf dem Glückspfad wenden.
Die Fliege taumelt samengleich
nach unten in das dunkle Reich.

Doch ungetrübter ist sein Blick,
beim Seiltanz, weiter, Stück für Stück.
Je näher – zäher wird sein Wille,
ein Tänzer für des Lebens Fülle,

und doch ein Narr in allen Dingen,
die Leid und Mitleid mit sich bringen.
Wo and’re weinen, muss er lachen,
muss Heiterkeit aus Leid entfachen.

Ein Tritt ins Nichts. Die Menge raunt.
Noch immer scheint er gutgelaunt,
hält fest das Tau mit beiden Händen.
Was froh begann, soll traurig enden?

Der Wind spielt wild mit seinem Haar.
Er ist nur Mund und Augenpaar.
Die Nase rundet sein Gesicht,
was ihn bewegt, das sieht man nicht.

Sein breites Lachen hört man kaum.

Im Land des Lächelns ruht der Clown.

© Anita Hasel 2010
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige