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Gedichte über den Menschen - Seite 659


Der Haufen

Liebe, Haß und Glück und Leid, das sind beliebte Themen,
die Dichter gerne jederzeit für sich in Anspruch nehmen.
Doch wenn es um n‘en Haufen geht, dann bleibt die Feder still,
denn weder früh noch abends spät ein Mensch das lesen will.

Wenngleich man keinen Haufen mag, will ich doch von ihm schreiben,
präsent ist er ja Tag für Tag, und so wird‘s immer bleiben.
Geboren in der Magengruft muß er im Darm sich winden,
und findet dann die frische Luft am Körper weiter hinten.

Zwar ist er nicht schön anzuseh‘n, doch substantiell sehr fein
kann er aus ed‘ler Speis‘ bestehn, vermengt mit gutem Wein.
Der Mensch dies nicht zu schätzen weiß, wert ist er ihm kein Wort,
für ihn ist‘s ganz normale Scheiß‘, drum spült er ihn schnell fort.

Der Mensch seit je ein Sammler ist, die Haar‘ könnt‘ man sich raufen,
er sammelt jeden and‘ren Mist, doch niemals einen Haufen.
Obgleich in Form und Farbe er sich selten gleichen tut,
mal dick, mal dünn, mal leicht, mal schwer, man findet ihn nicht gut.

Es wäre dabei gar nicht schwer, man brauchte sich nur bücken,
und ihn dann grade oder quer in ein Gefäß zu drücken.
Der Mensch der ist doch wirklich toll, den Haufen zu verstimmen,
drum manchmal, wenn er kommen soll, bleibt er ganz einfach drinnen.

Und hat er mal ganz schlechte Laun‘, man findet‘s gar nicht nett,
dann findet man fast wie im Traum ihn morgens früh im Bett.
Doch schlimm ist seine Rache dann, er stellt den Mensch ganz bloß,
wenn er soviele wie er kann läßt in des Feindes Hos‘.

Und auch beim Wandern ist er da, tut keinen sehr beglücken,
wo weder Busch noch Schutz ist nah, läßt er es kräftig drücken.
So muß man in die Hocke geh‘n und freien Lauf ihm lassen,
drum kann man auch die Leut‘ versteh‘n, die ihren Haufen hassen.

Hat man‘s getan und ist befreit, will man schnell weitergehen,
und keinesfalls ist man bereit, den Haufen anzusehen.
Doch mit der Zeit er ganz zerfällt und gibt dem Boden Kraft,
und später eine Pflanz‘ erzählt, was so ein Haufen schafft.

Und die Moral von der Geschicht‘, es ist nicht übertrieben,
verachte Deinen Haufen nicht, Du mußt ihn ja nicht lieben,
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Die Modenschau

Die Modenschau


- Sag, Lilablassblau, gehst du zur neusten Modenschau?

- Nein, Lilapink, verzeih mir das,

mir macht das alles keinen Spaß;

die Leute, Stoffe, all das Tun, nicht eine Farbe darf da ruhn.

Nein, Schwester, das ist nichts für mich,

die Modenschau ist fürchterlich.

- Ja, Schwesterkleinchen, Babyblau,

wer trägt denn dich zur Modenschau.

Ach, niemand, sag, wen wundert das,

nun, deshalb macht es keinen Spaß.

- Ja, Schwester, Knallprotz, Rosakotz,

nicht jeder ist ein Obermotz!

Wer will den dich noch heutzutage,

Liliblassblau, ist die Frage.

Bleib du daheim, ich geh für dich,

du wirst schon sehn, die wollen mich.

- Tja, Kleine, knapp daneben,

die Starrolle ist schon vergeben.

- Sag nur, nicht du, nicht Rosapink,

das wäre nämlich ziemlich link.

- Nein, Lilapink, nur keine Sorgen,

das müsst ich mir von Rosa borgen.

Sie ist der Star in diesem Spiel,

hat viel zu sagen -nur nicht viel.

- Tja, das ist schade, wie auch immer,

zu dieser Schau geh ich nun nimmer.

- Lilablassblau, ach, wie seltsam,

nun, verstehe, Rosa geht dich ja nichts an.

- Rosapink, das ist ganz richtig,

leider ist heut Lila wichtig.

- Rosapink, was für ein Pech, du warst wohl wieder mal zu frech.

Doch sei getröstet, Übermorgen,

da macht sich Rosa keine Sorgen.

Rot, vielleicht dann in drei Wochen,

nächstes Jahr ist Blau versprochen,

irgendwann dann mal Orange,

auch für Gelb steht man mal Schlange,

kürzlich war es mal Pastell,

heute leider schon zu hell.

Nun, ihr seht,

wie es mit der Mode steht.

Ohne Sorge könnt ihr sagen,

auch nach mir wird man mal fragen.

Drum lasst den Streit, drum lasst den Zank,

davon wird man sonst höchstens krank.

Kommt, geht mit mir zur Modenschau,

und macht euch über morgen schlau,

seid dann zufrieden und geduldig,

das seid ihr euren Gönnern schuldig.

Ihr seid gewiss auch nicht vergessen,

denn, jeder Mensch ist Farbversessen.

September 2002
Copyright @ Lilly Lime
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