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Gedichte über den Menschen - Seite 644


Gedanken-Wechsel

Ein Austausch von Gedanken
findet so unendlich oft statt,
ohne, dass wir es bemerken.

Wir schreiben einen Text,
bekommen einen Kommentar,
finden darin vielleicht eine Idee, Anregung,
beantworten den Kommentar
und bemerken, dass wir wieder auf neue Ideen kommen.

Noch intensiver ist ein Gedanken-Wechsel per Mail,
vielleicht zwischen zwei Menschen, die sich noch nie begegnet sind,
die vielleicht gleich denken, oder auch unterschiedlich,
auf jeden Fall - inspiriert es beide.

Manchmal denke ich, ist es wie das Schreiben eines Tagebuches.
Es ist kein Suchen...
eher ein Finden von immer etwas Neuem
und von dem, was alles in uns ist.

Für mich ist es etwas ganz Besonderes, an einen anderen Menschen zu schreiben.
Es ist auf jeden Fall anders, als sich zu unterhalten,
weil man manches leichter schreibt, als ausspricht.
Es ist auf jeden Fall auch anders, als für sich selbst zu schreiben,
weil eine Antwort die Gedanken fortsetzt.

Ich versuche meine Gedanken, meine Gefühle so zu beschreiben, wie ich sie denke, empfinde.
Im Grunde ist es eine Selbst-Erklärung meiner selbst. Puh - was für ein Ausdruck.
Ich wünsche mir, dass du mich erkennst, mir vielleicht zustimmst,
vielleicht eine andere Sichtweise darstellst, wir gemeinsam neue Ideen, Gedankengänge finden.

So eine Auseinandersetzung oder Hinterfragung würde alleine nicht stattfinden -
oder man würde irgendwann hängenbleiben und nicht weiterfinden.
In diesem Kontext - kommt immer wieder eine neue Idee, Anregungen usw...
und so ist es wie ein Faden, der sich durchs Leben zieht und an dem man sich entlangschlängelt.

Mit diesem Schreiben....vollzieht sich etwas....
Vielleicht wird man damit - eine Art eigener Therapeut,
weil man sich während des Schreibens seiner selbst gewahr wird.

Danke....
für all die Gedanken-Wechsel...

© A. Namer
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Das Orchester und das Leben

Ich spiele in einem Orchester.
Akkordeon, oder genauer ein Elektronium.
Ein elektronisch verstärktes Akkordeon, das eine große Menge Instrumente täuschend echt imitieren kann.
Flöte, Trompete, Bass, Oboe, Fagott, Saxophon, Posaune und vieles mehr.
Aus diesem Grund spiele ich meist eine eigene Stimme. Manchmal allein, manchmal zu zweit.

Ein Orchester lebt vom Zusammenspiel.
Es lebt von der Feinfühligkeit und aufeinander Abgestimmtheit der Spieler.
Es wechseln Lautstärke, Geschwindigkeit, Rhythmen und noch vieles mehr.
Jeder muss auf den anderen „hören“, reagieren, sich anpassen.
Sonst funktioniert es nicht.
Klar gibt es auch falsche Töne, Unstimmigkeiten. Da ist es wichtig, sich auch das zuzugestehen und weiterzumachen. Geschieht das bei anderen, geht es darum, sich nicht aus dem eigenen Spiel bringen zu lassen.
Wenn wir aufhören würden, wäre das Lied zu Ende.
Die Schönheit der Musik – ergibt sich im Zusammenspiel von allen.

Manchmal denke ich…
Auch mit allem Zusammenspiel – muss ich meiner eigenen Stimme folgen.
Die Melodie, das Ganze – ergibt sich nur – wenn jeder seinen Part beiträgt –auf seine ganz eigene Weise und mit aller Vielfalt.
Auch wenn das ganze Orchester einen anderen Rhythmus spielt, eine andere Melodie, ist dies einfach meine Stimme.
Wenn ich sie nicht spiele, fehlt etwas.
Wenn ich nicht dem vertraue, dass, auch wenn es sich ganz anders anhört – es einfach meine Stimme ist, kann ich nicht spielen.
Also – auch wenn ich manchmal ganz alleine da stehe, spiele ich zu Ende.
Klar, auch mit dem Risiko falsch zu spielen, wenn ich die Melodie zum ersten Mal spiele.
Gleichzeitig aber auch mit der Hoffnung – dass eine einzigartige Melodie entsteht.

Die Schönheit der Musik - ergibt sich im Zusammenspiel von allen.

Die Vielfalt der Musik - ergibt sich mit jeder einzelnen Stimme.

Die Schönheit des Lebens - ergibt sich aus allem....


© A. Namer
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