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Gedichte über den Menschen - Seite 646


Die Wirklichkeit und das Nichts

Feierabend, gehe nach Hause, will mich von Tages Last befrei'n.
Ich öffne die Haustür, starte den PC und gehe in Discord* rein.
Da "treffe" ich meine Freunde, höre sie und weiß, dass es stimmt,
doch ist es wirklich so sicher, das sie am Ende der Leitung sind?

Ist "Wirklichkeit" die Subjektive Frage?
Bedingt sie einen zu fühlen, zu schmecken, zu riechen, zu sehen, zu hören allein?
Fakt ist doch, selbst wenn ich den Schritt nach vorne wage,
ich kann niemand anderes sein.

Bin ich also gefangen in einen Klumpen Fleisch, bilde ich mir alles andere nur ein?
Und dann ist da scheinbar noch dieses nichts,
eine Zeit, in der ich nur für die anderen bin?
Vielleicht ist der Schlaf ja die Wirklichkeit und das Leben nur ein Traum,
den ich mir dann erspinn'?

Denn die Zeit des Schlafes exestiert nicht für mich, beginnt im Schlaf
und endet mit Weckerklängen.
Von außen bin ich dann nur für euch da, doch wenn ihr nicht "seid"
muss sich einen doch die Frage drängen:

Wer sind die anderen, wer bin ich? Leib oder Seele?
Vielleicht etwas völlig anderes, das schläft und am Ende erwacht:
Das Brennen im Herz, der zweifelnde Gedanke, ein Wort in der Kehle,
das seine ersten Schritte nach dem letzten Atemzug macht?

Die Wirklichkeit die sich verleid', mit falscher Stimme Worte schreit.
Vergänglich oder Ewigkeit?
Ein Gebilde - nimmt man's wahr so zerbrichts,
um in unendlichen Rätseln sich zu kleiden,
Was? Und existiert es überhaupt - die Wirklichkeit und das nichts?

Diese Fragen werden auch bei unseren nächsten Discord-Treff wohl bleiben...

N.Fender

*Discord: Ein Chat-Tool, das man sich auf dem Computer installieren kann, um sich "virtuell" mit Freunden zu treffen
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Wahlnachlese

Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat just gewählt,
die Stimmen sind nun ausgezählt.
Der Bürger gab sein Votum ab,
die LINKE, wie gewöhnlich schlapp!

Die SPD wirkt nicht viel besser,
die Liberalen umso kesser.
Warum, das wird uns Lindner sagen,
wie oft in diesen Märzenstagen!

Die AFD und ihr Geschwafel,
brachten zehn Punkte an die Tafel.
Da runzelt man schon mal die Stirn,
wer wählt die, ohne Herz und Hirn!

Die CDU, hier klarer zweiter,
ganz oben steht der Kretschmann heiter.
Zehn Jahre winkt der Mann von oben,
das muss man einfach einmal loben!

Die GRÜNEN sind der Stern der Stunde,
nun auch im Bund in aller Munde!
Schon bald wird sich im Ländle zeigen,
wohin nun die Geschicke neigen.

Bleibt grün und schwarz, so bleibt´s beim Alten,
wird man vielleicht auf Ampel schalten?
In Stuttgart herrscht noch Rätselraten,
die Antwort darf man bald erwarten!


Rheinland-Pfalz

Auch Rheinland-Pfalz hat gerad gewählt,
Frau Dreyer bleibt hier machtgestählt.
Man folgte nicht dem Abwärtstrend,
der SPD , den man sonst kennt!

Mit Bravour hat es hier gereicht,
war dieser Wahlkampf auch nicht leicht.
Die CDU auch hier untröstlich zweiter,
wie geht es mit den Schwarzen weiter?

Herr Baldauf war wohl nicht der Hit,
nahm viele Wähler nicht mehr mit.
Das gilt auch wieder für die LINKEN,
ihr Zuspruch scheint doch sehr zu hinken!

Die AFD nicht mehr zweistellig,
doch trotzdem ist ein Tadel fällig.
Wer wählt die braunen Zwischentöne,
wer braucht den Stumpfsinn, das Gedröhne?

Die GRÜNEN gute neun Prozent,
das heißt noch mal Regierungstrend
Zusammen mit den Liberalen,
die sich an sechs Prozent nun aalen!

Die Freien Wähler als Gewinn?
Sind auch im Mainzer Landtag drin.
Vielleicht als Zünglein an der Waage.
Das bleibt hier ungestellte Frage!

© Hansjürgen Katzer, März 2021
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Mein Traum vom Ingenieur

oder gerade noch mal Glück gehabt...

(Narrativ: Lebenslanges Lernen, Verkörperung des Wissens, Operation am Auge vorbei)

Ein Mann mit ganz eigenem Traum recht hart scheint sein Blick
Schaut ein Stück seines Wegs zurück

Von Kindesbeinen an, so zusagen,
Hat er einen Weg wohl eingeschlagen
Der ihn mit den Weisheiten konfrontierte
Die manch ein gebildeter Mensch schriftlich konservierte

In der Schule, ja, selbst im Schlafgemache
Lernte er, ihm fiel´s nicht schwer
Besonders Mathematik und seine Muttersprache
Auch in den Naturwissenschaften, ja, da war er wer

Bald schon fasste er sich ein Ziel
Und studierte dafür, ewig lang und fast ein wenig viel
Tagein, tagaus saß er über Büchern
Von Wissen geborgen, lag er in trocknen Tüchern

Das Wissen wuchs, der Körper auch
Er fühlte die Macht der Ruhe stets in seinem Bauch
Mit den Jahren wurden aus Lehrern Studienräte und Doktoren
Er lauschte sinngewaltig dozierenden Professoren

Sein Geld war knapp, seine Stunden eilten
Doch Ausdauer, Glück und Erfolg stets bei ihm verweilten
Des Abends mit Kommilitonen beim Bier in vertrauten Runden
Erinnert er sich trotz des unmäßigen Lernens an viele schöne Stunden

Mit dem bestandenen Examen, nach fleißigen Jahren
Bekam er, nicht nur um es zu verwahren
Ein Diplom in seine Hand
Dann zog er seine Frau an Land

Sie half ihm, Gesundheit, Titel und Ehren zu verwalten
War sie doch vom Herrn Ingenieure angehalten --
Es gehörte zu einer ihrer vielen freudvollen Lehren
Dass es lohne, des Menschen Geisteskraft zu mehren

Angestellt als Mitglied in einem großen Team
Suchte ihr Mann nach Wegen, den Routinen des Alltags zu entflieh´n
Ersann und kombinierte mit klugem Kopf eine ziemliche Menge an Gedanken
Kurz: konnte seinem Hirn schon bald die Zukunft als Ingenieur verdanken

Man muss wissen, seine Vorstellung der Welt aus Ding und Geist
Die sich trotz Gegensatz oftmals als ähnlich wohl beweist
Sein Wissen von Gesetzen und unsichtbaren Kräften
Finden sich aufgezeichnet in Datenbanken, Büchern und in dicken Heften

Man kann, wenn man der Sprache und der Zeichen mächtig
Des Doktors Schlüsse nachvollziehen und fühlt sich prächtig
Wenn diese sich dann später als richtig erweisen
Man schmiedet gewissermaßen die Zukunft, heraus aus heißem Eisen

Aber mit den Jahren wandelte sich sein Tun dann schließlich
Er empfand das letztlich fast verdrießlich
Zur Anwendung der Technik gesellte sich die Disziplin „Verwaltung“
Mit dieser veränderten sich letztlich auch große Teile seiner Geisteshaltung

Freude und Fantasie, seine Studienbegleiter
Missfielen sich auf der Karriereleiter
Mit konzernübergreifender Organisations- und Arbeitsphilosophie
Wie produziert man schneller, billiger und ohne Menschen? … die neue Phantasmagorie!

Um die Fünfundfünfzig Jahre war der Ingenieur dann alt
Da hieß es für seine Wertvorstellungen ganz einfach „Halt!“
International hatte man seine Philosophie durchdacht und weiter ausgesponnen
Und eine Zukunft mit großem Wachstum ohne deutschen Ingenieur sich ausgesonnen

Unter seinem Schädeldach führte der Ingenieur so manche abstrakte Idee mit sich
Die zeichnete er Zuhause auf, da er auf leisen Sohlen schlich -
Hat sie für sich entwickelt, sein Wissen nochmal übergreifend angewandt
Dann von daheim, per Rechner, an interessierte Freunde abgesandt

Für sein berufliches Tun war in der alten Firma nicht mehr Raum
Für ihn war er dort aus, der Arbeits- und Koordinatoren- Traum
Sein Vertrag bald schon aufgelöst, er abgefunden
Ging das ganz leicht mit Geld zu klären, hieß es zu ihm, unumwunden

So fand sich der kluge Geist ganz plötzlich kurz vor der Rente
Die Zeit, auf die das Warten sich bislang auf Ewig längte
Für sich als rotierendes, kleines Rädchen, mitten drin im Zentrum des Betriebes
Erwartete er einen neuen Ort des Schaffens, weit außerhalb der Grenzen des alten Getriebes

*****

Nun hat er Zeit für seine Hobbies, nun hat er Ruh
Schaut der lebendigen Natur bei ihrem Tuen zu
Genießt, je nach Laune, Müsli oder Brötchen des Morgens, früh am Tage
Und feiert, „Carpe diem!“, mit seiner Frau die neue Lebenslage!

***********

Resümee

Die Pfade des Lebens erweisen sich in fast allen Fällen als schon begangen
Von Menschenwesen, die in dergleichen Haut gefangen
Die Tugenden des Menschen erweisen sich zugleich als dessen Schwächen
An den sich die eigennützigen Vertreter der Gattung Homo sapiens in ihrer Einfalt rächen

Die Ideale der Jugend haben nur für den Bestand
Der niemals einen Widersacher fand
Der ihn beugte und ihm an Kräften überlegen!
Den Ingenieur fand mancher Doktor geradezu verwegen…

*****

Richtigstellung

Ich selbst, der Dichter, habe das Berufsziel „Ingenieur“ weit verfehlt
Ich war einer, der in der Schule oft gefehlt
Einer, der seine Hausarbeiten nur selten mal gemacht
Ich bin einer, dem ein anderer Lebensweg zugedacht

Doch auch ich steh´ nun vor dem beruflichen Aus, kurz vor der Rente
Die Arbeit sich zur Jugendzeit in mein Leben drängte
Weil ich von der Welt was wollte
Weil sie mir sonst nur Siechtum, Dummheit und die Armut zollte

Bin noch soweit gesund und munter
Schlucke meinen Ärger meistens runter
Lache dabei gerne und auch viel
Bin von der Einstellung zum Leben ganz zivil

Ich schließe daher dies Gedicht
Frühmorgens bei halbwegs hellem Tageslicht
Bei halbwegs guter Laune, ohne großes Leid
Bin zu einem neuen Lebensabschnitt bereit ...

Studieren tät mir Freude machen
Lernen und Abstrahieren tät mich strahlen lassen
Mal sehen, wie es weitergeht
Fürs Studieren ist es nie zu spät! ...

© Caeli
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