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Gedichte Über Maschine - Seite 3


Schlesiens Weber-Brandenburgs Stricker

Die Weber in Schlesien waren eine Macht,
die Webstühle liefen bei Tag und bei Nacht.
100 Jahre getreten mit fußeigener Kraft,
dann wurde Dampfenergie oder Strom angeschafft.
Der Webstuhl hat ein Oberbett
und in gleicher Art ein Unterbett.
Jedes aus vielen Fäden besteht,
um deren Verbindung sich alles dreht.

Sich zugleich eines hebt und eines senkt,
das Schiffchen einen Querfaden dazwischen drängt.
Und der Webstuhl zieht in seinem Bette,
das fertig gewebte, genannt die Kette.
Das Schiffchen, mit stählernen Spitzen,
muss ständig hin und her nur flitzen.
Es schießt dahin auf einer Geraden
und zieht dabei den bindenden Faden.

Das Schiffchen saust, von hier nach dort,
und manchmal ist es plötzlich fort.
Wird es nicht richtig aufgefangen,
ist es seinen Weg weiter gegangen.
Manch Schiffchen gab der Wand ein Loch
oder sauste durch das Fenster noch.
Ich sah auf der Straße Frauen im Kittel,
die suchten das wichtigste Arbeitsmittel.

Man fabulierte gern vom Webergeist,
der oft sich von der Kette reißt.
Im Eulengebirge, Teil schlesischer Berge,
schob man es gern auf Rübezahl und die Zwerge.
Das Weben war zwar Arbeit, Wissen und Macht,
doch hat die Politik die Fehler gemacht.
Eines Tages sind die Webstühle stehengeblieben,
denn man hat ganz Schlesien vertrieben.

Wer ahnte, dass die Heimat für immer verkommen,
hat seine Schiffchen vorsorglich mitgenommen.
Und bald sah man mit alten Spitzen
Schiffchen auf neuen Webstühlen flitzen.
Man redete noch lange vom Schlesischen Weben,
doch Brandenburgs Stricker erweckten Stoffe zum Leben.
Meist Vater webt und Mutter strickt,
das Schiffchen schwebt, die Nadel knickt.

Der Faden doch bei beiden reißt,
auch wenn er anders heißt.
Mit spitzen Fingern man sich schindet
bis ein Knoten dann verbindet,

08.08.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann
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Das Rad ...

( … das Fahrrad …)

Geht es ums "Glückauf"?
Die Seilscheibe des Förderturms mit ihrem flotten Lauf?
Oder um des Rades Nabe?
Geht´s um eine selt´ne Gabe?

Gleich worum: Wenn's sich rund ums Radl dreht
Sich´s in des Menschen Herzel regt
Der Puls schlägt hi und da recht flott
Wenn´s Radl rollt, in gemäßigtem Galopp

Felgen, Speichen kreisend singen
In Schnelle durch den Raum vordringen
Sonnenstrahlengleich sie leuchten
Wie zwei Augen, sollt' ich mich täuschen?

Die Pneus brummen monoton und leise
Der Ton begleitet uns auf unsrer Reise
Ein Gefühl von sanftem Schweben
Will uns in höchste Höh'n erheben

Gut balanciert und leicht geneigt
Die Kurve ihre Reize zeigt
Der Wind streicht um die Nase
Kein Grund, dass man mit dem Radl rase!

Die Kurbel dreht sich schnell im Kreise
Was sich durch die Geschwindigkeit beweise
Die Gänge wechseln schnell und häufig
Des Schaltens Schema ist geläufig

Der Ritzel sind´s erstaunlich viele
Kettenblätter sind wohl auch im Spiele
Man nach zwei Hebeln oder Griffen greift
womit die Kette von Kranz zu Kranz gestreift

Große Ritzel helfen, wenn es steil
Kleine dagegen machen das Rad zum Pfeil
Wird die Kette auf dem Kettenblatte geradgeführt
Erfreut´s den Menschen, was von deren langem Leben rührt

Gebremst wird hinten stets mehr als vorn
Stets vor der Kurve … Und: Denk auch ans Horn! –
Denn Du kannst nicht sehen was voraus …
Bald bist du sicher und gesund zurück in Heim und Haus ...

Steht dann das Rad im Keller
Macht´s frisch geputzt die Stimmung heller
Ein Tropfen Öl noch, der passt gut
Steckt´s Radeln doch schon tief im Blut…


© Auris Caeli
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Der Strom

Erst Bach, dann Fluss, ja, auch mal Meer von Daten
Ist er mal materiell, mal gegenstandslos geraten
Mal Strom von Geld, mal vom Insekt,
wobei der Gedanke von einer kribbelnden Ameisenstraße geweckt

Der Strom fließt in jedem Fall, das ist markant
Von A nach B und, unter der Hand
Gegebenenfalls auch mal zurück
Und sei es nur ein kleines Stück

Grund für den Fluss sind oftmals Potentiale
Respektive Höhenareale
Die sich voneinander unterscheiden
Das Terrain will sich beispielsweise räumlich neigen

Die Felder um den Fluss sind schlimmstenfalls elektrisch
Auf den Beobachter wirkt das vor allem schrecklich
Wenn Elektronen, Ladungen hier innewohnen,
sich dann schnell bewegen , können sie sogar das Feld erregen

Auf das Medium wirkt so eine Kraft
Die irgendwie den Ausgleich schafft
Ob ein Bach nun ´ne Turbine treibt
Oder ein Plotter eine Linie schreibt
Ob ein Funke das Produkt
Oder ein Motor drehend vorwärts zuckt

Der Strom ist dabei technisch meist erfasst
Mathematisch ganz genau beziffert, bis er passt
Jedes Strömchen ist bedacht
Integriert und gleich gemacht

Des Stromes Fluss ist quantisiert
Der Strom im Netzwerk ganz genau studiert
Als Matrix mathematisch aufgeschlossen
Determiniert und schließlich: Bestimmt auch mal hindurchgeflossen

Heraus kam bei dem ganzen Werk ein Geist
Der nur sich selbst in Einigkeit beweist
Den niemand wirklich kennt
Den Niemand jemals wieder hemmt

Ein Geist der sich selbst die Sonne ist
Der sich nur am Ersten misst
Der sich über alles Sein erhebt
Als Meister unter Schülern lebt

Ein Geist der den Sisyphos geknechtet
Der gar alle Kräfte gleichzeitig entrechtet
Der der Macht das Nichts zur Seit´ gestellt
Der schließlich das Sein um seine Gegenwart geprellt

Was der Strom sonst so mit uns Tut?
Er macht Pantoffelhelden Mut
Manchmal klärt er auch wissend auf
Er treibt voran des Lebens Lauf

Als Konservator wollen wir den Strom nicht missen
Transportiert er doch vor allem Wissen
Er anonymisiert die Unterhaltung
Macht manchmal einsam, treibt bis zur seelischen Erkaltung

Strom ist der Begriff für das was viel
Eine Bezeichnung für den Weg zum Ziel
Das Synonym für Bewegung, auch in einer Masse
Ein Thema für den Unterricht in einer Klasse

Und zum Schluss
Mit dem Nil als erdenlängsten Fluss
Endet hier an dieser Stelle
das Gedankenspiel ganz auf die Schnelle


© Auris Caeli
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