Gedichte über das Leben - Seite 137

Du musst dir selbst ein Loblied singen.
Kein andrer ist dazu bereit.
Und einen andren dazu zwingen,
ja, da vergeudest du nur Zeit.

Du musst dir selbst zur Seite stehen.
Und sei auch der, der dich bewacht.
Kein Freundschaftsschwur wird nach dir sehen.
Er hat sich aus dem Staub gemacht.

Du musst dir selbst am Herzen liegen,
den andren bist du piep egal.
Die meisten wollen dich verbiegen,
sie pfeifen auf dein Jammertal.

Du musst auf deine Stimme hören.
Und selbst entscheiden, gut und schlecht.
Du musst dir selbst die Ruhe stören,
sei nicht so stur und selbstgerecht.

Du musst dich deinem Leben stellen,
mit Disziplin und Samthandschuh.
Doch bitte sei in allen Fällen,
vor allen Dingen einfach du.

Du willst
leicht sein
frei sein
abheben
schwerelos durchs Universum schweben
tanzen mit Kometenstaub
in Schwarzen Löchern dich verstecken
tausend Galaxien neu entdecken
zwischen Capella und Sirius
bist du zu Haus
da kennst du dich aus
doch hier auf der Erde
bist du noch fremd
unsicher und gehemmt
willst die Schwerkraft überwinden
um die Leichtigkeit des Seins zu finden
genau das Gegenteil ist richtig
es ist so wichtig
dich einzulassen
fallen zu lassen
in den fruchtbaren Schoß
von Mutter Erde
lass dich tragen
ohne zu fragen
und gestärkt wirst du dich erheben
gehst vertrauensvoll durchs Leben
und jeder Schritt
den du tust
ist ein zärtlicher Kuss
für Mutter Erde

© Ingrid Spiller 2014

Menschen unterscheiden sich –
jeder ist individuell
das auch nicht nur äußerlich,
nein, auch generell.

Wo kommt die Persönlichkeit denn her –
liegt sie schon im Blut?
Es prägt uns auch die Kindheit sehr,
ob böse, oder gut.

Mancher schenkt uns Herzlichkeit,
weil er davon viel besitzt,
Andere versprühen Hass und Leid,
sind stetig überhitzt.

Es gibt für sie nur ihre Sicht –
sie fühlen sich stets im Recht
und sind sie es offensichtlich nicht,
wird’s zurecht gelegt.

Wer nach solchem Grundsatz lebt,
der tut mir wirklich leid,
wer nur nach Zerstörung strebt,
verschwendet seine Zeit.

Wer nie die rechten Worte findet
und Menschlichkeit nicht kennt,
Charakter nicht mit Moral verbindet,
schürt selbst das Feuer, in dem er brennt.

Man muss nicht hoch am Himmel düsen.
Es geht auch ohne Kaviar.
Und manchmal will der Lenz uns grüßen,
und das ist einfach wunderbar.

Man muss nicht in der Südsee fischen
und schnorcheln im Korallenriff.
Das 'Kraut und Rüben aufzutischen',
das passt nicht auf ein Kreuzfahrtschiff.

Man muss nicht zu den Sternen jagen
mit Kerosin und Donnerknall.
Doch kleine Schritte soll man wagen,
denn Schönes gibt es überall.

Man muss nicht immer Kasse machen
mit der vermeintlich guten Tat.
Erst wird man sich ins Fäustchen lachen,
und dann verarmt ein armer Staat.

Man muss nicht andre Völker knechten.
Das ist verwerflich und nicht klug.
Es steht jedoch in unsren Mächten.
Die Menschenwürde sei am Zug.