Gedichte über Kummer - Seite 60

Kakofonievorwurf

Wer anderen Kakofonie bescheinigt,
Sollte eigene Machwerke ansehen.
Erst wenn er deren Töne bereinigt,
Darf er in Kritikerschuhen gehen.

Leicht ist's, den Nächsten zu kritisieren,
Wenn selbstkritisch man nicht auf sich schaut,
Immer das große Wort will führen,
Obwohl eigene Reime – auf Sand gebaut!

Da schlage ich doch vor: Geh' in Dich,
Schau, was Du selber produzierst
Und nerve weder Dich noch mich,
Wenn Ungutes Du im Schilde führst!


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Schon stundenlang lieg ich nun wach,
ich kann die Welt nicht mehr verstehn,
ich fühl mich elend, krank und schwach,
kann wieder nicht zur Arbeit gehn.

Ich weiß genau, was heut passiert,
sie werden jetzt so grausam sein,
dass man die Lust am Job verliert,
sich hilflos fühlt, und ganz allein.

Die letzten Wochen waren schlimm,
ich hab das Lächeln längst verlorn,
ich war stets still und nahm es hin,
ich bin zum Kämpfen nicht geborn.

Ich kann die Arbeit nicht mehr tun,
die Angst ist plötzlich riesengroß,
sie hetzen ohne auszuruhn,
Verzweiflung lässt mich nicht mehr los.

Nun spür ich wie mein Traum zerbricht,
hab tausend Lügen schon gehört,
ich steh im Schatten, sie im Licht,
mein Ruf ist lange schon zerstört.

Ich suchte Hilfe, hier und dort,
ich spür, dass niemand an mich glaubt,
die lange Zeit an diesem Ort
hat mir die Hoffnung längst geraubt.


© Kerstin Mayer 2009

Erst bringst du mich,
in ein totales Gefühlschaos.
Sodass ich nicht schlafen kann,
immer an dich denken muss
und einfach alles so perfekt ist.
Dann lässt du mich einfach wieder fallen.
Und gibst mir das Gefühl:
Du bist nicht gut.
Du bist nicht normal.
Nicht interessant.
Nicht wertvoll.
Nicht begehrenswert.
Mit dir stimmt irgendwas nicht.
Sowas wie dich will man nicht.
Öffnet man dafür sein Herz?
Und wieder bleibe ich zurück.
Erst wurde das Interesse neu geweckt
und dann aber alles kaputt gemacht.
Es zerreißt mich.
Wie gerne würde ich wirklich mal
das Gefühl vermittelt bekommen:
Du bist etwas ganz Besonderes.
Einmalig.
Außergewöhnlich.
Gewollt.
Unaustauschbar.
Richtig.
Aber niemand empfindet das so.
Auch ich nicht.
Denn ich bin nicht normal.
Ich werde es niemals sein.
Ich kann es niemals werden.
Bleib lieber mit den Füßen auf dem Boden.
Nur wer hoch fliegt, der kann so tief fallen.
Nur wer hofft, kann enttäuscht werden.
Nur wer sich öffnet,
kann im Innersten verletzt werden.
Doch ich bin wertvoll!!!
Wer gibt dir das Recht,
mich so zu behandeln?
Mich so zu verletzen?
Mich so fallen zu lassen?
Mich zu ignorieren?
Mich nicht mehr zu wollen?
Wer?
Niemand hat es dir erlaubt.
Aber auch niemand hindert dich daran.
Es ist der freie Wille.
Der ermöglicht dir alles!
Auch, unser Leben zu zerstören.