Gedichte über Hoffnung (Seite 95)

Bombenfund

Eine Bombe wurde gefunden.
Aus dem Weltkrieg.
Ein Bagger hat sie ausgegraben.
Viele Jahre lag sie in der Erde.
Keiner hatte eine Ahnung von ihr.
Auch heute hatte sie die gleiche Sprengkraft wie früher.
Sie wurde entschärft von jemandem,
der Erfahrung damit hat.
Bald wird an dieser Stelle Neues gebaut.

Eine Bombe wurde gefunden.
In mir.
Irgendetwas hat sie berührt.
Ein Wort, eine Geste, eine Berührung, ein Geschehen.
Viele Jahre lag sie in mir.
Ich hatte keine Ahnung von ihr.
Auch heute hatte sie die gleiche Sprengkraft wie früher.
Sie wurde entschärft,
damit auch diese Stelle heilen darf.
Bald wachsen an dieser Stelle vielleicht Blumen.

© A. Namer

Ein neuer Tag

Ich möchte
die Wolken wenden

Das Dunkle
es soll dem Hellen weichen

und zwischen ihnen
das Sonnenlicht
es soll
dem Tag
die Krone sein
und kein Wort
kein falsches Wort
soll trüben

seinen Schein

Ohne Wille

Jeder sagt du schaffst das.
Doch die Frage ist: Was?
Jeder sagt du seist stark.

Doch was ist wenn man nicht mehr mag?
Wenn einem dieser Halt fehlt,
Nachdem man sich so sehnt.

Doch wenn man den will nicht mehr?
Denk dran: Einige mögen dich doch sehr.
Drum geben sie dir immer wieder Kraft,
Sodass du doch noch alles schaffst.

Hoffnungsschwanger

Namen erklingen wie Lichter in der Nacht:
Stumme Zeugen Hass erstickten Lebens
leuchten auf für einen Moment
bewegen die heute Hörenden
mit ihrer Botschaft:
keine Gewalt
niemals wieder
gegen Menschen
in unserem Land
Wir können sie nicht oft genug hören
diese Namen
brutal vergangen
und hoffnungsschwanger
Zukunft weisend

Tod

Es fehlen immer die Worte,
um auszudrücken,
was man in so einem Moment fühlt, sagen möchte.

Es gibt keinen Trost, nur den Ausdruck des Mit-Fühlens.
Dass man nicht alleine ist, in dieser Zeit.

Das Licht erlischt nicht. Es leuchtet nur – an einem anderen Ort.
Und manchmal, wenn wir Ausschau halten, leuchtet es zu uns herüber.
© A. Namer

Gedichte über Hoffnung - Seite 95

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Ohne Wille

Hoffnungsschwanger

Tod