Der Anruf
©Hans Hartmut Karg
2017
Wir leben für uns schon in segensreicher Zeit,
Weil auch die Technik uns ein wenig mehr beschenkt,
Wenn die Systeme weltweit und zum Dialog bereit –
Und davon keine Störung uns geflissentlich ablenkt.
Da lebt man einsam und umsorgt im Krankenhaus,
Dränagen und Computer stärken Körper, Geist.
Sie leben für uns, unserer Seele weit voraus,
Wo diese noch verirrt sehr einsam blind verreist.
Das Einsamfühlen ist heut nicht mehr „in“,
Denn immerzu zeigt mir mein Handy Nähe.
So hat die Technik schon den guten Sinn,
Wo sie hin zur Kontaktbereitschaft gehe.
Da ruft mich jemand an, fragt nach dem Wohlergehen
Und gibt mir jene Chance, um endlich von mir zu sprechen.
Wie herrlich, wenn wir dann im Miteinander sehen,
Was wir erlebt, wie wir noch Grenzen und Barrieren brechen.
Selbst in der Ödnis kann uns so die Wellenstimme
Aus Not und Einsamkeit mit sanftem Ton erretten.
Gar manches Mal verscheucht sie Grillen, Isegrime,
Die einen gar zu gut und gern bedroht denn hätten.
Der Anruf bringt uns in die Menschenwelt zurück,
Selbst wenn er – leider – Leidensnachricht schnürt.
Auf diese Weise nur erweitert er den engen Blick,
Wenn er nicht Hassbilder und Intriganzen schürt.
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