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Gedichte über Hoffnung - Seite 21


Gelebte Illusionen

In einer Zeit wie Heutzutag‘
ist Mitleid nicht so sehr gefragt.
Wer hat noch Zeit, wer leidet mit,
Wo jeder jagt nur nach Profit?
Was ist das Leid von Alten, Kranken,
gegen das der notleidenden Banken?
Du kannst in Ruhe Tiere quälen,
nur stör mich nicht bei’m Gelder zählen!
Manch einer spricht von hehren Zielen
und tut nur nach dem Mammon schielen.
Zum Teufel mit den Idealen!
Damit kannst Du hier nichts bezahlen
und für keinen Banker, weit und breit
zählt Humanität als Sicherheit.

In einer Zeit vor vielen Jahren,
als eingemauert wir noch waren,
da hatte ich noch Illusionen.
Die Menschen, die im Westen wohnen,
die leben wie im Himmelreich
weil jeder vor’m Gesetz ist gleich.
Auch Tiere müssen glücklich sein.
Wenn nicht, gibt’s den Tierschutzverein.
Wenn wir die Mauer überwinden,
dann werden das Paradies wir finden.

Es kam der Tag, es fiel die Mauer.
Ich ward von Tag zu Tag auch schlauer.
Die Illusion begann zu wanken.
Der Wunsch war Vater des Gedanken
und ich erkannt‘ in aller Stille,
nur durch die rosarote Brille
sah ich die schöne, heile Welt.
In Wahrheit zählt hier nur das Geld.

So sollten wenigstens im Kleinen
wir alle brüderlich uns einen.
Ehrlich sein und uns nicht zieren,
der and’ren Meinung respektieren.
Ist einer von uns mal in Not,
sollten wir teilen unser Brot.
Es bringt auch etwas Glück ins Leben,
kannst Du dem anderen was geben,
denn morgen schon, sieh es doch ein
kannst selber du bedürftig sein.
So könn' wir, wenn wir danach streben
der Illusion noch Hoffnung geben.
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