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Gedichte über Gewalt - Seite 105


[FSK120] Die Vision

Neulich ...
In der Dunkelheit, entspannt und ohne jeden störenden Ton
hatte ich eine kurze, lichte Vision
Das Gesicht eines Wesens hatte sich vor meinem inneren Auge gezeigt
eine Botschaft, welche mir zugeneigt
durch unsichtbar geistige Mächte
Die linke Hälfte ein Reptilien-, ein Menschenkopf die rechte
Das Bild war farbig, wurde immer schärfer und detailliert
So sah es mich an, sonst war nichts passiert!

Mein erstes Erschrecken überwand ich nicht
trotzdem studierte ich das Reptogesicht
jede Schuppe, welche schimmerte, genau
und das rote Schlitzauge funkelte schlau
Nach wenigen Sekunden war die Vision vorbei
Dann begann des Rätsels Raterei

Erfahrung werde ich hier vermissen!
Nach meinem angelesenen Wissen
ist es ein Drako gewesen
Ein gefährliches, hinterhältiges Wesen
Instinktgetrieben doch schlau, kräftig und fähig zu unglaublichen Dingen
Geheime Herrscher, die diese Welt verborgen umfingen
kalt, nutzniessend, gierig nach Drogen
so haben Sie uns beschränkt, verführt, belogen, betrogen

Doch betrachte ich die Vision ganz nüchtern
ging es nicht darum, mich einzuschüchtern
Furcht und Angst mir einzujagen
mich in meinem Wirken zu behindern oder anzuklagen
sondern die nächste Lektion meinem Sein zu offenbaren
um ein neues Abenteuer zu erfahren

Lächelnd nehme ich diese Herausforderung an
Empathisch ich sie verstehen kann
Auch wenn ich weinend zusammensank
machte mich die Vorstellung krank
als ich erfuhr, woraus ihre Drogen bestehen
Ich kann trotzdem dieses Drakowesen nicht NUR als Gefahr ansehen!

Was wäre wenn ...
er unschuldig und mitgerissen durch seines Volkes Schuld und falschem Rat
im innersten göttlich, moralisch dachte, sprach und immer gute Dinge tat ?
Will ich ihn verurteilen wegen seiner Körperhülle ?
Nein, für mich ist entschieden, trotz Augenglühen
falls ich ihn träfe, würde ich mich bemühen
um Gespräche mit Inhaltsfülle
geleitet von Moral, Weltsicht, Weitsicht und dem Sein
und zerrissen wird der von Nebel umhüllte Schein
Als Ergebnis könnte sehen, wer versteht
wie Freundschaft aus Liebe mit Mut zur Wahrheit dann entsteht
und ich sehe mich mit ihm lachen und um Punkte dealen
im Spaß ab und zu "Res Arkana" spielen

Doch was wäre wenn ..
sich dieses Wesen hilfesuchend an mich wenden würde ?
verfolgt von aufgehetzten Horden
die ohne moralische Hürde
tollwütig wild, zerstörend morden
weil sie erfuhren die Wahrheit über seines Volkes Schuld
Könnte ich ihm helfen, verstecken, schützen
mit Respekt, Verständnis und Geduld ?
Ich denke, es würde nichts nützen
so gern ich es auch täte
und er mich bäte
Ich habe jedoch eine andere Wahl
Hilfe geben könnt ich in einer anderen Dimension
und ich würde es tun, ohne Diskussion
Ermessen nach göttlicher Moral!

Zukünftig könnte dieses Reptowesen
von seines Volkes Schuld genesen
von Instinkten frei und moralisch rein
von seinesgleichen auserwählt
die Chance für eine Revolution dann sein
auf seiner alten Heimatwelt

Vielleicht war die Vision auch die Frage, ob ich selbst ein Repto sei ?
Die Antwort darauf leg ich hier gleich bei:
Vielleicht in einem vorherigen Leben
Jetzt nicht! .. der Frage Grund basiert auf einem anderen streben

An mir liegt es, die Botschaft weiter zu ergründen
An Euch, Eure Ängste zu überwinden

© jogdragoon
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Das letzte Einhorn

Es war einmal eine magische Quelle,
aus welcher Zauber und Reichtum floss.
Über das Land ergoss sich ihre Welle
und Leben blühte und spross.
Es sprudelte an Wundern, sie wurden zu Sagen.
In Teichen nahmen Satyre und Greife ihr Bad,
Flüsse umkreisten die Füße der Riesen
und speisten Nixenseen und bunte Feenbewohnte Wiesen.
Fabelwesen, viele Arten folgten der Wasseradern Pfad,
bis die Gewässer einem nicht löschbaren Feuer erlagen.

Des Einhorns Ohren hörten den ersten Klang
des leisen Plätscherns vom Untergang.

Es war einmal ein Funke, der dem Bösen entsprang
und in die heilige Quelle gelang.
Die einst vor Frieden glatte Fläche
brach, wilde Bäche strebten nach einem Hauch von Sieg,
um nicht zu versiegen, in einem lang währenden Krieg.
Die Hitze wuchs und an Größe gewann
und schleichend das Wasser verschlang.
Ein schwarzer Brand entstand.
Ein neues Zeitalter begann.
Aus den Dämpfen ging hervor eine giftige Nebelwand,
die tausende Opfer fand und das Leben schwand.

Des Einhorns Zunge der Rinnsal Reste leckte
und die Kost von Gift und Rost schmeckte.

Es waren einmal Ungeheuer,
die selig trampelten im Höllenfeuer,
welches ersetzte die Flammen der Drachen.
Die ermordeten letzten Landeswachen
landeten in der Höllenhunde Mägen, welche vor Gier und Hunger brannten.
Durch verseuchten Nebel geboren,
hatten sie jeglichen Verstand verloren.
Die Monster sich selbst Monster nannten
und benebelt an ihr Handeln glaubten,
bedenkenlos die Welt ausraubten.
Sie waren in der Überzahl,
hinterließen ein Wüstenland, trocken und kahl.

Des Einhorns Schnauze roch,
wie totes Fleisch und Haar auf Wüstenboden koch.

Es war einmal ein Einhorn,
ihre Seele heilig, blitzend, klar,
wie das einstige Wasser war.
Sie befand sich in Gefangenschaft.
Zu lang hatte sie im Dunkeln gelitten,
sie sammelte ihre letzte Kraft
und richtete ihr Horn zielgerichtet nach vorn,
gegen die Gittertüren stach,
das heiße Eisen krachte, zerbrach.
Sie überwand die Tore mit mutigen Schritten.
Ihr Horn schimmerte im Tagesschein,
welches niemand mehr erkannte,
sehen ließ sichs nur mit Herzen gut und rein.

Und sie rannte.
Wollte zurück zur erloschenen Heimat kehren,
sich gegen des Monsters Leine wehren.
Sie rannte mit Stolz und stählernen Willen.
Hinter ihr ein lautes Beben.
Wollte nicht den Hunger der Ungeheuer stillen,
nicht Fleisch, Haut und Knochen an sie geben.
Sie rannte, sie wollte leben.
Die Monster immer näher drangen.
Ihr Herz begann vor Furcht zu bangen,
überall nur Staub und Schmutz,
weit und breit keines Baumes Schutz.
Des Ungeheuers Schritte immer lauter stampften.
Sie war Sekunden frei.
Die Monster schossen.
Der dürre Boden dankbar trank,
Ihr Blut, welches in die rote, tote Quelle sank.
Ihr Körper füllte sich mit Blei,
ihre Tränen in der Glut verdampften.
Sie träumte einen Traum von ihrem Heimatwald und seinen letzten Baum,
Sie träumte wie das Meer um ihre Füße und die ihrer Herde schäumte.

Des Einhorns Augen sich für immer schlossen.

Eines der Monster brummte: „Verdammte Schweine!“,
fesselte die Leichenbeine,
zerrte die Sau mit einer Leine
zurück zur Schlachthalle.
Und wenn die Monster nicht gesättigt sind,
dann tappen noch heute Einhorn, Schwein, Frau und Kind
in ihre überfüllte Falle.

Das Märchen ist noch nicht am Ende, denn es ist keine Legende.

© Rebecca Tamara Perko, 2022
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