Gedichte über Gemeines - Seite 361

Du gehst mir ziemlich auf den Geist,
nicht immer, aber doch zumeist.
Um fünf Uhr früh rufst Du mich an,
erzählst mir Seelenmüll sodann.
Du plapperst wie ein Wasserfall,
ich glaube echt, Du hast ´nen Knall…

Vorm Büro lauerst Du mir auf,
ich flüchte schnell im Dauerlauf.
Doch kaum bin ich am Arbeitsplatz,
rufst Du schon an: „Hallo, mein Schatz!
schon lange nichts von Dir gehört!“
Mein Gott, Du bist total gestört…

Und komm‘ ich abends müde heim,
dann sitzt Du schon – ach, wie gemein –
vor meiner Türe wie ein Hund
und öffnest Deinen Plapper-Schlund!
„Wie wär’s mit Psychotherapie?“,
frag‘ ich ganz sacht und Du schreist:“Nie!“

Mein bester Freund Tarek Ben Khan
war früher in Afghanistan.
Beim Militär hat er gelernt
wie man Probleme rasch „entfernt“…
So send‘ ich Dir – ganz ohne Worte,
die Schwarzwälder Geburtstagstorte…
Die Kirschen sind hochexplosiv,
mein Schatz, dies nennt man „offensiv“!

Ja, Deine süße „Himmelfahrt“
hat mich vor Schlimmerem bewahrt.
Mein Freund Tarek ist abgetaucht,
dorthin, wo man ihn dringend braucht…

Ein alter Fuchs vom Ranzen kam

und eigenartig sich benahm.

Es piekt der Balg ihm so am Bauch

und weiter unten sticht es auch.

„Wieso verließ mich nur mein Sinn,

dass ich ´s mit einer Igelin,

die noch dazu im Winterschlaf,

es trieb? Ich bin ein dummes Schaf“.

Ein Rabe, der dies grade hörte,

und den das Jammern zudem störte,

der sagte: „wen das Alter biegt,

der nimmt doch alles, was er kriegt!“

„Vermeide jede weit´re Pein,

und laß das Sauigeln doch sein!“

Dies riet dem Fuchs der weise Rabe,

obgleich der auch kein Waisenknabe.

Fest steht jedoch, wer Sprünge macht-

so seitwärts- gebe besser Acht.

ein Augenschmaus für Beschauer

Es sah das Huhn, lang vor dem Schmaus,
wie man sich denken kann, anders aus.
Geplant wurd`s gar da noch entzweit,
so ihm genommen die Ganzeinheit.

Zuvor wurd`s, böse hat`s geschwitzt,
auf einer"Planstell" da erhitzt.
Bis, auf Erfahrung hatte man gebaut,
sie eben wunderbar krosch, die Haut.

Entzweit, die Ganzheit so genommen,
wie schon geschrieben, hat`s bekommen,
ne weitere"Planstell", Grill halt Sitten,
wie man schon ahnen konnt, nebst"Fritten".

Ja, auf ner Stange musst es"modeln",
das Huhn, in eignem Schweisse brodeln,
bis es für die Augen war angenehm,
ähnlich beim "GNTM" halt Systhem.

In der Schule war der Paul
Meistens träge und sehr faul
In der Lehre war er dann
Irgendwie der falsche Mann

Arbeit war nicht so sein Ding
Er war langsam und nicht flink
Also machte er bald schlapp
Und brach seine Lehre ab

Jeder braucht in dieser Welt
Möglichst einen Haufen Geld
Die Erkenntnis kam Paul schnell
In dieser Hinsicht war er hell

Und er dachte hin und her
Was für ihn das Beste wär
Fasste endlich den Entschluss
Dass sich etwas ändern muss

Kassenwart im Sportverein
Wird für mich das Richt'ge sein
Dachte Paul ganz still bei sich
Kassenwart ist was für mich

Bei der nächsten Vorstandswahl
Siegte er mit knapper Zahl
Wurd ' zum Kassenwart gewählt
Ab jetzt wurde Geld gezählt

Mit dem Geld vom Sportverein
Ging er in die Spielbank rein
Legte fremde Gelder hin
Und erhoffte sich Gewinn

Denn Roulett ist ganz famos
Und die Chancen sind sehr groß
Doch die runde Kugel fiel
Nicht auf das gewählte Ziel

Und es war'n mit einem Rutsch
Plötzlich alle Gelder futsch
Paul gefiel das Ganze nicht
Ziemlich lang wurd'sein Gesicht

Und für Paul den Kassenwart
War das Ganze mehr als hart
Er verschwand und hat geflucht
Wird mit Haftbefehl gesucht

In dem Brief der Krankenkasse,
den ich heute früh bekam,
gab’s den Deal der Superklasse:
Ach, wie wurd‘ um’s Herz mir warm!

Deutschland wird ja bald vergreisen,
Rentner nehmen überhand,
der Sozialstaat wird verwaisen,
Nächstenliebe – unbekannt –

Zu den „Babyboomern“ zähl‘ ich,
wir sind wirklich viel zu viel,
für den Staat fast nicht erträglich,
Kosten sparen – heißt das Ziel!

Nehme ich die Todespille,
welche man mir heut empfahl,
mit dem Zusatzstoff Vanille,
gelt‘ ich nicht als asozial…

Sämtliche Bestattungskosten
trägt die Kasse – hipp hurra!
in dem Grab mit Blick nach Osten
fühl ich mich ganz wunderbar!

Dafür, dass ich mich entleibe
gibt es von der Kasse Geld,
meine Witwe legt’s zur Seite,
dann bin ich ein wahrer Held!

Sehr gern helfe ich beim Sparen,
Vater Staat geht nicht bankrott!
Hilfsbereitschaft offenbaren
ist doch ganz im Sinn von Gott!