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Gedichte über Gemeines - Seite 28


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Meine neue Badewanne

„Meine Badewanne hat ein Leck,
ständig ist dabei das Wasser weg“.
Das war nicht nur mein letztes Gedicht,
sondern für den Klempner ein Bericht.
Er meinte, dass es nicht schwierig sei,
ein grüner Schein schafft so allerlei.

Erst vor neun oder auch zehn Tagen
half ich Monteuren die Kiste tragen.
Ich drängte dabei zum schnellen Lauf,
fuhr inzwischen zum Wochenendkauf.
Die Sache sei einfach, laut Monteur,
abends wäre weg dann das Malheur.

Nach drei Stunden trat ich noch in Dreck,
Wanne und die Fliesen waren weg.
„Wir wollten’ s wissen an der Stelle“
rief siegessicher der Geselle.
„Strom und Wasser sollte man trennen,
drum muss man ihre Lage kennen.“

Also kamen auf Wochendauer
Kalker, Gipser, Schrauber und Bauer.
Auch eine Zwischenrechnung rollte,
weil es Europas Rat so wollte.
Die Bank ließ mein Auto verkaufen,
jetzt lernt meine Familie Laufen.

Heute ist Schlüsselübergabe,
da ich ein Musterbad nun habe.
Als ich mal um die Ecke gelinst,
haben die Monteure nur gegrinst.
Auf jeder Fliese, deutlich und klar,
eine Seite Kamasutra war.

Antike Armaturen dabei,
die Dusche war mit Sitzcouch für drei.
Der Fußboden hat luftwarmes Holz,
leuchtende Gardinen sind der Stolz.
Bewegungsmelder Fotos machen,
mit, aber auch ohne die Sachen.

Wasser gibt es nicht nur warm und kalt,
speziell auch in sechs Farben halt.
Weißes für die Zähne der Süßen,
schwarzes für die Tarnung bei Füßen.
Der Toilettendeckel oft winkt,
da es stetig noch nach Kleber stinkt.

Ich habe ein Bidet gesehen
und auch ein Pissoir zum Stehen.
Ein Staubsauger hing griffbereit nur
für die tägliche Trockenrasur.
In der Ecke brannte ein Kamin,
automatisch edle Düfte zieh’ n.

Trotz dieser Quadrofonieenge
ertönten noch himmlische Klänge.
Und für die Liebe, die heiß und schnell,
lag dort auch ein breites Bärenfell.
Nur eines finde ich dabei doof,
die Badewanne steht auf dem Hof.

30.10.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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