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Gedichte über Fantasie - Seite 432


Braunau am Inn oder Murwald

Motto:
Hast Schlechtes du getan
nimm dich in acht
daß dich das Schlechte
nicht noch schlechter macht
Magst Reue, Buße oder sonst es nennen
Du mußt das Schlechte aus der Seele brennen
(Ernst, Paul: Gedichte und Sprüche. München 1935, S. 11).
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Ich war nie im Braunau am Inn
Meine Freunde wollen Bad Schandau
Ich bin kein Baden-Liebhaber
Ich kenne einige Bordellinhaber
Sie sind hier bestimmt auch Machthaber

Aber ich wohne in meinem Braunau am Inn
Nicht in Wien
In Murwald scheint es auch nicht
auf den ersten Blick,
dass es hier Böse gibt

Braunau am Inn scheint
für mich schöner als
Wien zu sein
ich würde dort gern
obwohl sie so fern ist
ein Glas Champagner trinken

Moet & Chandon Imperial
klingt ideal
Es gibt nur ein Problem
Ich bin zu Hause
Ich habe dort keinen Champagner

Ich wollte nicht nach Hause
Ich hatte keine andere Wahl
es wäre ideal
aber das klingt banal
wenn ich endlich eine echte Arbeit
habe

Ich verfüge jedoch nur über diese Gabe
dass ich ein bisschen dichten kann
was meine Kommilitonin retten sollte


Ich will dir W. alles wiedergutmachen
Vielleicht bist Du bereit
mit mir Braunau am Inn zu besuchen?
Meine Kindheit
war auch skurril
obwohl ich das nicht will

Ich bin der Obdachlose
Besdomny.
Besdomny. Siemion.
Meine Augen sind blau
Ich bin aber nicht schlau
oder so mächtig
wie Dracula Vlad

Willst du mein Kamerad sein?
Dann nimm einfach dein Fahrrad!
Ich, Hela und Asasello
Wir kauften schon ein Velo.

Das ist ein "diabelskiy velosiped"
kein echtes Fahrrad
"Ja będę rad, wyruszyć z tobą w świat"

Ich bringe ein paar Marshmallows
Hela kauft nur ein Violoncello
und alles wird picobello

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Anmerkungen
Ja będę rad, wyruszyć z tobą w świat [ja bɛndɛ̃w̃ rat, vɨruʂɨt͡ɕ s tɔbɔ̃w̃ f ɕfʲat] - Ich werde mich darauf freuen, dass ich mit dir in die Welt hinausziehe[n kann]
Besdomny - russisch - der Obdachlose oder eine Figur aus "Der Meister und Margarita" von M.A. Bulgakow
Braunau am Inn - Hitlers Geburtsort
picobello - in Ordnung
Dracula Vlad - Woiwode des Fürstentums Walachei, sein Beiname versteht man auch als Sohn des Teufels, denn das römische Wort drac bedeutet einfach Teufel
diabelskiy velosiped - russische Bezeichnung für ein teufliches Fahrrad
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Strawinskys Ballett für Klavier "Petruschka"

- Fiktion -
-1-
Der Pianist hat Nerven aus Stahl,
fast ausverkauft ist der Konzertsaal
man hört eine Stecknadel fallen

- kommt selten vor in Musikhallen -
-2-
Er beginnt nun mit dem Klavierspiel,
dieses Konzert verlangt ihm ab viel
erfordert höchste Konzentration,
anspruchsvoll ist die Präsentation.
-3-
Bald läuft auf Hochtouren sein Gehirn,
Schweißperlen treten ihm auf die Stirn
tropfen auf Brillenränder herab,
bilden auf Gläsern Schlieren und Papp.
-4-
Der Pianist hat getrübte Sicht,
durch die Gläser dringt weniger Licht
Klaviernoten "tanzen", verschwimmen,
immer mehr Töne nicht mehr stimmen.
-5-
Schweiß bedeckt seinen Nasenrücken,
dies hat seine ganz eignen Tücken
Brille auf die Nasenspitze rutscht,
Klavierspiel alles andere als flutscht.
-6-
Jetzt fällt die Brille auf die Tasten,
Finger, die über Tasten hasten
stoßen sich an dem Brillengestell
und ergreifen dieses blitzeschnell.
-7-
Jeder Zuhörer es deutlich sieht,
aus der Hosentasche er schnell zieht
ein Taschentuch, wischt Schweiß vom Gesicht,
setzt Brille auf, sieht wieder mehr Licht.
-8-
Höllisch brennt in den Augen der Schweiß,
er sich nicht anders zu helfen weiß
als zu reiben, wischt Wimpern hinein,
Augen tränen, laut könnte er schrein.
-9-
"Halbblind" beendet er sein Konzert,
jedes Auge und auch sein Herz schmerzt,
doch dann brandet für ihn Applaus auf

- der Pianist war wirklich gut drauf -


Die Zuhörer sind von seiner Vorstellung überaus begeistert. In den Medien gerät der Pianist wegen seiner hervorragenden Performance in die Schlagzeilen. Das darauf folgende Klavierkonzert "Petruschka" ist im Nu ausverkauft....
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