Denk an den Anderen
Ich hatte einen lieben Menschen im Heim,
draußen vor der großen, engen Stadt,
beim letzten Besuch sagte er mir, ganz ohne Umschweife,
„ er habe das Leben im Heim mehr als satt,“
ich schlug ihm vor, zieh doch zu mir,
„o, nein“ sprach er: „Hier habe ich wenigstens ein Klavier.“
Wir machten im Auto eine kurze Reise,
der Motor tuckerte ganz leise,
er vertraute mir an sein längst vergangenes Jugendglück,
und er erzählte mir von manchem gelungenen Paradestück,
er redete sich seinen Kummer von seiner Seele,
er war glücklich, dass ich es keinem weiter erzähle,
vor kurzem, beim Frühstück, las ich das „Thüringer Tageblatt,“
da stand, dass es ihn nicht mehr gibt,
vor seinem Rentenalter war er bei seinen Kollegen sehr beliebt,
der Tod kennt keine Gnade, darum nütze aus die verbleibenden Tage!