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Gedichte über Angst - Seite 20


Der Glaspalast

Es lebte ein Mann, der immer öfter, ängstlich, durch sein Leben ging.
Viele Enttäuschungen und Niederlagen ließen ihn an diesem Leben verzweifeln.
Eines Tages, als er wieder einmal ängstlich sein Tagwerk vollbrachte, traf er eine Fremde der er sein Leid und seine Sorgen klagte.
Diese Frau wusste sofort Rat und sagte zu ihm: „Ich habe hier wundervolle Steine aus feinstem, undurchdringbarem Glas. Diese Steine haben magische Kräfte. Sie halten viele Enttäuschungen und Niederlagen von dir fern.“
Der Mann war hellauf begeistert und fragte sogleich nach dem Preis.
„Ich gebe dir so viele wie du benötigst.“ Sagte die Frau. „Wenn diese Steine ihre Wirkung erzielen, werde ich schon meinen Lohn erhalten.“
Und so gab sie ihm so viele Steine wie er benötigte um sich daraus eine Mauer zu bauen hinter der er sich vor allem Schlechten, das ihm widerfahren könnte, verbergen konnte.Er war so begeistert, von der Wirkung dieser Steine, so dass eines Tages aus dieser Mauer eine große, prächtige Festung aus, fast unsichtbarem, Glas wurde.
Er war nun in der Lage all das Leben um ihn herum zu sehen ohne, dass es negativ auf ihn einwirken konnte. Endlich war er glücklich und sicher.

Nach einiger Zeit merkte der Mann, dass nicht nur die negativen Dinge des Lebens von ihm fernblieben sondern das ganze Leben.
Er war ein Zuschauer geworden. Er betrachtete, Freud und Leid, dass das Leben bereithielt, aus sicherer Distanz. Nichts kam mehr an ihn heran. Menschen, die sich ihm freundlich zuwandten, die ihm entgegenkamen, prallten gegen diese harte, unüberwindbare Mauer und zogen sich ängstlich, oftmals auch zornig und enttäuscht, wieder von ihm zurück.
Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass diese Frau, seine Angst gewesen ist der er sein Leben, als Lohn, überlassen hat.

© Michael Jörchel


Mensch und Unmensch ...

Mensch und Unmensch #Nachdenkliches vom Menschen

Ein Mensch sucht im Laternenschein
in tiefer Nacht zu gehen heim.
Als hinter sich er Schritte hört,
wirkt er sehr ängstlich und verstört.
Das wird nicht gleich ein Mörder sein,
denkt er im fahlen Mondenschein.
Nun ist er schon auf gleicher Höh'
mein Gott, gleich sticht er zu oh weh.

Er sieht den fremden Menschen an
und überlegt ob er's wohl kann
ihn nun zu würgen einfach tot,
wenn der ihm jetzt mit Raube droht.
Kann ich ihn, falls er Taschendieb,
KO schlagen, mit einem Hieb?
Vielleicht wird dieser Kerl gesucht,
ist überdies hier auf der Flucht?

Ein Frauenmörder? Widerlich!
Ein Bankräuber? Erschießt er mich?
So ging es eine ganze Weile.
Der Mensch blieb ängstlich, aber heile.
Als dann der Unmensch, der ihm folgte,
ein "Guten Abend" sehr nett zollte,
erschrak der Mensch, und denkt zugleich:
Dich schlage ich jetzt windelweich.

Der Unmensch mit den forschen Schritten
fragt: "Darf ich auf ein Gläschen bitten?"
"Freundliche Herren, so wie Sie,
trifft man um diese Zeit sonst nie."
Der Mensch entgegnet sehr beklommen,
er sei zu Hause angekommen.
Schon ist er an der Tür im Nu,
schlägt hinter sich dieselbe zu.

Der Mensch geht schnell in seine Wohnung,
dankt zeitgleich Gott für die Verschonung.
Er war dem Unmenschen entkommen,
der ihm "fast" hätt' das Leben g'nommen.
Der Unmensch denkt, in sich versunken,
"Hätt' gern mit dem ein Glas getrunken".
Der Mensch mit dem Verfolgungswahn,
fährt seither mit der Straßenbahn.
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