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Gedichte über die Zeit - Seite 165


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Nostalgie

Ich blicke zurück in die Stadt,
in der ich ward' groß geworden,
auf dessen Innenhöfen ein Ball unaufhörlich rollte
und das Leben perfekt schien...

Doch der alte Röhrenfernseher lehrte uns,
dass die Liebe manchmal endlich bloß ist.
In den Ohren hallt das laute Schreien und Scheppern,
sehe in meinen Träumen immer noch den Mann,
gänzlich in Finsternis gehüllt.

Es muss weitergehen, die Augen werden trocknen,
doch ein Gedanke im Kopf verbleibt:
Das Schreien, das sich bekämpfen und einander hassen,
ich muss ruhige Worte dafür finden und vielleicht
werden die alten Wunden dann heilen.

Doch es würde noch eine lange Zeit vergehen,
Eine Zeit der Begegnung und Trennung.
Eine Zeit, in der er Opfer wird und Täter,
Eine Zeit, in der er mitläuft und sich ausprobiert...

Eine Zeit, in denen Freundschaften keimen und sich verlaufen
Eine Zeit, in der er danach sucht, was er machen will.
Eine Zeit des Lernens, des innerlichen Reifens.
Eine Zeit, in der man an Ziel sich fast sieht.

Eine Zeit von Gewinnen und Verlust.
Eine Zeit von Verzweiflung und Tod.
Eine Zeit von Erkennen und Verstehen
Eine lange Zeit, bis er die Worte endlich findet.

Doch nun ist alles vorbei:
Die Erkenntnis, wie viel wir doch hatten,
aneinander, miteinander - die habe ich erst jetzt,
da ich zurück auf diese Stadt nun schaue -

mündig zwar doch einsam. Welch traurige Ironie.
Mit all der Schrift und Leben Weisheit vermag ich
doch nicht die Wirklichkeit zu übertönen:

Ich schaue allein hinab.

Ganz ohne Liebe und ohne Hass.
Ich zähle die Freunde an meinen Fingern ab.
Der Fehler gestern bin ich schlau geworden,
nun kann ich endlich die jenen von morgen machen.

Ein weinendes Auge sagt auf Wiedersehen,
ein Mann schreitet zu seiner nächsten Reise.
Sein lachendes Auge winkt ihm zu aus der Stadt,
in der einst ein Ball unaufhörlich rollte...

N.Fender
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