Gedichte über Verrücktheiten - Seite 27

Ich zog einmal in die Hauptstadt
um dort zu finden meinen tieferen Sinn
Redete vornehmlich nur noch englisch
damit niemand merkt, dass ich aus Bechstedt bin

Mit dem Longboard fuhr ich zum Stundenjob
den Hipsterbart voller Pflegeprodukte
Weggetinderte Einsamkeit
bis mir die Pfeife juckte

Im Zelt gecampt vor´m Applestore
wollt tags drauf dort als erstes rein
Für 2000 Euro gab es nicht nur ein Telefon
auch das Gefühl ein wertvollerer Mensch zu sein

Gewisse Stadtteile wurden abgelehnt
weil es der Urbanlifestyle mit sich gebracht
Stickerte mit Postaufklebern Verkehrsschilder zu
die zuvor mit Edding meines Tags bedacht

Vor dem Spiegel das falsche Lachen trainiert
einzigartig, künstlich und unecht
Kopf in den Nacken, erhabener Blick
lächerlich eitler Knecht

Zum Geburtstag rief dann keiner mehr an
der Gemüsedöner verlor seine Würze
Jetzt sitze ich wieder in meinem Heimatdorf
hoch lebe die Kittelschürze


SzIgNm 21.07.2023

Können wir ins Kino ein Film Kucken?
Und dabei Cola und Popcorn schlucken?
Können wir nicht klettern gehen?
Müssen wir immer Däumchen drehen?

Ich will noch so viel machen,
und dabei auch viel Lachen,
Es kostet doch nicht viel Geld,
Hast du eigentlich schon mein neues Zimmer bestellt?

Wenn morgen schönes Wetter ist,
Ich hab den Zoo schon vermisst,
Wir waren lange nicht mehr im Freizeitpark,
Erlebnisbad ich auch sehr mag.

Im Urlaub war ich auch noch nicht,
Das mich echt anbricht,
Wann können wir das alles machen,
So tolle Sachen.

Ich will nicht mehr warten,
Wann bestellst du die nächsten Karten?
Meine Freunde haben das schon alles erlebt,
da nie jemand zu Hause klebt.

Das Kind hat soviel Langeweile,
immer ziemlich schnell auf die Beine,
Wenn wir können irgendwas machen,
Wenn es heißt "Geht nicht, nein!", lässt sie es krachen.

Ich würde gerne so vieles geben,
Und auch mit der Familie erleben,
Aber Geld wächst nicht auf Bäumen,
Die Zeit kann man mit Geduld säumen.

Eine Fliege tut keinem was zu leide,
trotzdem wir sie sehr gerne meide.
Absolute Vorsicht bei Toilettenfliege,
die ist trainiert für schmutzige Siege.

Angelina, so hieß das saublöde Vieh,
keine andere war stinkiger wie sie.
Wenn sie krabbelt auf deinem Bauch,
denkst du an Schusswaffengebrauch.

Macht um Fliegen lieber einen Bogen,
denn sie ticken nicht wie Theologen.
Angelina aber ist keine Drömliche,
denn sie liebte nie das FÖRMLICHE.

Obwohl Fliegen uns nicht stechen,
sind sie ekelig bis zum Erbrechen.
Wenn sie dich ärgern und du hast Zeit,
schlag sie sicherheitshalber …
in die Flucht, breit.

Ernestine Freifrau von Mollwitz

mageba