Sortieren nach:

Gedichte über Vergangenheit - Seite 23


Kaltblütig (Triggerwarnung: sexuelle Belästigung, Traumata, Mobbing)

Ich habe keine Ahnung von Beziehungen,
diesbezüglich fehlen mir viele Erfahrungen,
habe einiges in meiner Jugend verpasst,
es gibt mehrere Gründe wieso das so ist.

Zum einen waren es die Mobbing-Aktionen,
welche ich andauernd über mich
ergehen lassen musste. Ich war ja nie hübsch,
cool oder beliebt genug, ganz im Gegenteil,
ich war hässlich, uncool und unbeliebt.

Mir wurden immer wieder fiese Bemerkungen
entgegengeschleudert, als wäre ich nichts wert.
So wurde ich auch behandelt, sowohl von Schülern
als auch von Lehrern, die nicht mal geholfen haben.

Ich baute eine Mauer, hinter der ich mich versteckte,
lies keine Gefühle oder Emotionen an mich heran,
habe all diese von mir gestoßen und bin
gebrochen durch den Tag gegangen.

Zum anderen waren es meine Eltern,
die mich mit ihrem widerlichen Verhalten
extrem verstört und traumatisiert haben.
Trugen ihren Teil dazu bei.

Beide hatten ein Alkoholproblem und
öfter mal Geschlechtsverkehr in der
Öffentlichkeit, was mich aber am
schlimmsten traf, war Folgendes.

Ich war noch ein Kind und habe deren
Aktion natürlich mitbekommen und
dachte, mein Vater würde meiner Mutter wehtun.
Ich bat meinen Bruder, die Polizei zu rufen.

Habe schrecklich viel geweint und
meine Eltern hat es nicht interessiert.
Mein Vater hat meine Mutter sogar später
angebrüllt, sie solle aufhören zu weinen.

Solch ein Erlebnis geht nicht einfach spurlos
an einem Kind vorbei, ohne dass es irgendwelche
Schäden davonträgt. So auch bei mir.
Ich war immer schon auf Anti Intimität gestimmt.

Noch heute verhalte ich mich
eher wie ein Kind, wenn ich Paare sehe,
die sich küssen oder miteinander herummachen
und ekel mich davor. Auch, wenn dies in Büchern
oder Filmen/Serien vorkommt.

Wenn mir jemand Komplimente macht,
kann ich damit nicht umgehen.
Ich möchte so etwas auch nicht hören,
weil ich das Gefühl habe, belogen zu werden.

Ich fühle mich in meinem Körper
überhaupt nicht wohl, weil ich zu dünn bin
und mich nie lieben gelernt habe.
Ich akzeptiere mich nicht, wie ich bin.

Und das nur, weil mir jahrelang eingeredet wurde,
dass ich hässlich bin und ausgestoßen wurde.
Gehörte immer zu den Außenseitern,
hatte nie ein Problem damit, um ehrlich zu sein.

Das war mir lieber, als meine Seele zu verkaufen,
um irgendwelchen Idioten zu gefallen,
die sich extrem asozial benommen haben.
Ich war nie eine Mitläuferin.

Ich habe unbewusst anderen Menschen weh getan,
habe nie gemerkt, ob jemand auf mich stand oder
Interesse an mir hatte. Mir war das egal,
ich wollte nichts damit zu tun haben.

Es gab des Öfteren Momente in meinem Leben,
in denen ich ungewollt von Menschen angefasst
oder auf irgendeine Art und Weise
sexuell belästigt worden bin.

Mir ist klar, dass ich nicht einfach bin.
Habe Angst vor Nähe und Intimität
und das schon seit etlichen Jahren.
Seitdem noch mehr als zuvor.

Möchte insgeheim gerne jemanden
an meiner Seite haben, traue mich aber nicht,
denn zu groß sind meine Ängste davor,
verletzt oder missbraucht zu werden.

Ich habe es tatsächlich mal ausprobiert,
eine Beziehung mit jemandem,
die ich mehr als alles andere bereue.
Möge Karma ihm einen Besuch abstatten.

Ich merke selber, dass wenn mich jemand
an flirtet, dass ich genervt reagiere,
um dann in Ruhe gelassen zu werden.
Mir ist das einfach zu unangenehm.

Ich kenne mich mit dem männlichen Geschlecht
eben nicht so gut aus, bin ihnen doch immer
so gut es geht aus dem Weg gegangen.
Weiß auch nie, was ich sagen soll.

Deshalb verhalte ich mich in der Regel,
sehr kühl und distanziert.
Nehme keine Rücksicht auf Abfuhren,
die ich verteile, ob diese brutal klingen oder nicht.
Ja, was die Liebe betrifft, bin ich sehr kaltblütig.

Ich kenne sie nicht so, wie andere
zumindest nicht auf eine positive Weise.
Verbinde damit Ekel und Abscheu,
bin wie sagt man? Prüde?

Für mein Alter ist mir das sehr unangenehm,
aber so bin ich eben nun einmal.
Schließlich wurde ich so nicht geboren, nein,
ich wurde tragischerweise so gemacht.

Habe immer die Fehler bei mir gesucht
und mich gefragt, was mit mir nicht stimmt.
Meine Jugend habe ich mir immer
anders vorgestellt, hätte gerne jemanden gehabt,
aber mich wollte keiner.

Es gab ein paar Jungs, die mir auf
eine unschöne Weise weh getan haben.
Mir Gemeinheiten regelrecht
vor die Füße gespuckt haben.

Diese haben selbstverständlich einige
Narben hinterlassen und mich noch
mehr zerstört, als ich ohnehin schon
war. Mein Herz wurde eiskalt.

Mir fehlen die Erfahrungen, die man normalerweise
in seiner Jugendzeit macht oder im jungen Erwachsenenalter,
aber es sollte wohl nicht sein.
Vielleicht kann ich sie noch nachholen?

Dafür müsste ich erst einmal therapiert werden,
denn ich habe eine panische Angst vor Männern entwickelt.
Bin weder gerne mit ihnen alleine,
noch ertrage ich deren Nähe oder möchte
sonst was mit diesem Geschlecht unternehmen.

Vielleicht liegt das auch einfach daran,
dass ich in einer Stadt lebe, in der die größten
asozialen Vollidioten herumlaufen,
mit denen kein normal denkender Mensch
zusammen sein möchte.
Wohl eher die richtig verzweifelten.

Wie ihr hier herauslesen könnt,
muss ich noch eine Menge an mir arbeiten,
aber ich bin mir dessen wenigstens bewusst.
Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals in der Lage sein werde,
Liebe so zu akzeptieren und auszuleben, wie wir es sollten.

Was das betrifft, habe ich die Hoffnung
längst aufgegeben und mich damit abgefunden,
dass ich für immer alleine bleiben werde.
Ich muss erst lernen, mich selber zu akzeptieren
und zu lieben, bevor es überhaupt
jemand anderes tun kann.

© Lily .N. Hope
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Das Huhn - einst und jetzt

Das Huhn galt in vergang´ner Zeit
als Vorbild der Gemütlichkeit.
Es lebte, zwar ein bisschen doof,
doch glücklich auf dem Hühnerhof,
von Sorgen frei und unverdrossen
im Kreise seiner Artgenossen
samt des verschied´nen andern Viehs
in einer Art von Paradies.
Das Futter lag in reichem Maße,
will man so sagen, auf der Straße.
Die Hühner scharrten mit den Pfoten,
und, was bei Menschen strikt verboten,
sie pickten einfach aus dem Mist,
was dort an Fraß verborgen ist:
Ein Würmchen, Lärvchen oder Mädchen,
ein Körnchen oder andres Sätchen –
für jede Hühnerexistenz
Bestand des Lebenselements.
Sie taten´s ohne Widerwillen
und ohne Sorge vor Bazillen.
Es fehlte seinerzeit noch jene
Akzentuierung der Hygiene,
die mancher heute übertreibt,
zum Beispiel, wenn er sich beweibt
und, falls er Lust zum Küssen fühlt,
mit Sagrotan die Lippen spühlt.
Die Hühner, flatterhaft und rund,
war´n trotzdem munter und gesund.
Sie brauchten sich nicht abzurackern,
und zwischendurch erscholl ein Gackern,
womit sie jedes Suchergebnis
begrüßten als Erfolgserlebnis,
wonach sie sich faul niederlegten
und der verdienten Ruhe pflegten.
Sie lagen einzeln und in Reih´n,
wenn´s möglich war, im Sonnenschein
und pickten dabei hin und wieder
sich einen Floh aus dem Gefieder.
Er gilt, wie die Experten wissen,
als ausgesuchter Leckerbissen,
und deshalb gab ein solcher Fund
meist zu erneutem Gackern Grund.
Die Schar der Hennen, stets parat,
dass sie der Hahn des Hauses trat,
sie ließen, musste es geschehn,
auch dieses über sich ergehn,
vielleicht, das ist Vermutung zwar,
weil es mit Lust verbunden war,
um dann in Ruhe zu erwägen,
wo Platz sei, um ein Ei zu legen.
Meist legten sie das Ei im Nest,
wo´s sich am besten legen lässt.
Doch manchmal, je nach Lust und Laune,
im Feld, im Busch, am Gartenzaune,
beziehungsweise, wo die Damen
sonst in der Landschaft niederkamen.
Natürlich führte jedes Ei
erneut zu lauter Gackerei.
Weil so ein Vogel garantiert
niemals Lebendiges gebiert,
dienst so ein Ei im großen ganzen
dem Zweck, sich weiter fortzupflanzen,
wobei man gern Aufschluss gewänne:
Was war zuerst: Ei oder Henne? –
ein Thema, das ganz offenbar
für Hühner selbst belanglos war,
denn unter der gedrückten Stirn
verbarg sich denkbar wenig Hirn.
Das Legen war für sie indess
ein automatischer Prozess,
der leider meist im Dand verlief,
mit andern Worten negativ,
weil sich der Mensch die Eier klaute
und sie in eine Pfanne haute.
Dies drückte kaum auf ihr Gemüt,
sie waren ziemlich abgebrüht.
Sich quälen wegen eines Eis?
Das nächste reifte schon im Steiß!
Nur eines konnte sie beglücken:
Im Dreck zu scharren und zu picken.
Dies taten sie von früh bis spät
voll Freude und Vitalität.
Das Gackern gab in weiter Runde
davon unüberhörbar Kunde.
Bisweilen fehlte aus der Gruppe
ein Huhn. Das lag dann in der Suppe,
soweit es fleischig war und fett.
Teils lag´s im ehelichen Bett,
soweit´s nicht knöchern war und ledern,
in Form von weichen Daunenfedern.
Doch abgesehn von solchen Fällen,
die eine Ausnahme darstellen,
verlief ihr Leben still und glatt.
Sie starben alt und lebenssatt
und endeten dann größtenteils
blitzschnell mit Hilfe eines Beils.
Der Mensch empfindet dies als hart.
Doch ihnen blieb es so erspart,
sich wegen ihres Tods zu kränken
und über´s Leben nachzudenken,
das, wenn es auch Vergnügen spendet,
nicht ewig dauert, sondern endet.
Doch leider, schade, welche Qual!
Dies ist nicht mehr. Es war einmal.
Denn Oma, Opa, Eltern, Enkel
verschlingen halbe Hühnerschenkel;
Berliner, Hamburger und Bayern
schwör´n heiß auf den Genuss von Eiern.
So braucht man reichlich wie noch nie
von dem besagten Federvieh.
Man stopft es, um es aufzuziehn,
in sogenannte Batterien,
ein möglichst winziges Quadrat,
ringsum begrenzt durch Maschendraht.
Das Tier kann, ohne sich zu drehn,
nur mühsam sitzen oder stehn.
Das Futter rollt am Band vorbei,
und hinten rollt davon das Ei.
Den ganzen Tag kein Sonnenlicht,
auch Scharr´n und Picken gibt es nicht.
Man hat den Tieren, und zwar allen,
gekürzt den Schnabel und die Krallen,
damit sie sie nicht selbst verletzen
in den brutalen Folternetzen.
Welch Ende ihnen auch beschieden,
ach mögen sie dann ruhn in Frieden!
Silesio
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige