Wie dunkel still ist es am Boden
Der Tapir streift hier, ungelogen,
durch‘s Dickicht schon seit Jahrmillionen,
spürt auf die Obst- und Blattvariationen
Der Regen rinnt durch’s Blätterdach
Zikaden, Papageien machen Krach
Die Luft ist schwül und in den Ästen,
da schaut die Schlange nach den Gästen
Darüber in den unt’ren Bäumen,
da liegt ein Ozelot in Träumen
Wie viele schläft auch er, wenn‘s tagt
und geht bei Dunkelheit auf Jagd
Im Dachgeschoss im Regenwald,
da hängt im Baum, so ist es halt,
ein Faultier, das frisst Früchte, Blätter
und hat‘s gemütlich etwas netter
Noch höher ragen Urwaldriesen
und schaffen heiße, hohe Wiesen
Dort nisten Aras und Tukane
Ein Affe schält sich die Banane
Nur einer hat den Baum verlassen
Er war zu schwach und musste passen,
musst‘ fortan in Savannen leben
und dort nach etwas Neuem streben
Ganz aufrecht geh’n schien nun am besten
So konnt‘ man sehen und auch testen,
was die Arme, Hände können,
sind sie frei von and‘ren Zwängen
Mit Holz und Steinen konnt‘ man schaffen,
erfand das Werkzeug und die Waffen
Auch Feuer lernte man entfachen,
das Essen kochen, Töpfe machen
So schritt man langsam weiter fort
und kam zu Technik, Kunst und Wort,
zu Viehzucht, Ackerbau und Häusern
Man lernte schriftlich sich zu äußern
Der Geist verleiht ihm so viel Macht,
dass nun als ‚Mensch‘, auf sich bedacht,
kann er sich nehmen, was er will
Sein Wachstum steht noch heut nicht still
Er tötet so viel and’re Wesen
und glaubt sich noch von Gott erlesen
In seinen Wald kehrt er zurück
nicht nur als Wand’rer - Stück für Stück
zerstört er, was ihm Heimat war -
nur für sich selbst. Ist ihm nicht klar,
dass er das Lebenshaus zersägt,
das ihn und alles Leben trägt?
Anm.: das gesprochene Gedicht mit Musik und Bildern ist zu finden auf https://youtu.be/35bz-CMj3BM