Gedichte Über Überheblichkeit - Seite 4

So eingebildet war sie, stolz und schön
Und fragte wer: "magst mit mir geh'n?"
Prinzessin wies ihn sogleich ab
und spottete - das nicht zu knapp!

Der eine war ihr viel zu dick:
"Du Weinfass geh mir aus dem Blick!"
Ein and'rer war ihr viel zu lang:
"So lang und schwank hat keinen Gang!"

Da kam ein Mann mit hohem Sinn,
ein König, bärtig, spitz das Kinn,
der liebte sie und sprach ganz zart -
Sie höhnte: „König Drosselbart!“

Ihr Vater war nun voller Grimm:
„Genug gespottet! Ich bestimm:
der nächste Bettler, der da kommt,
wird nun dein Mann, ganz prompt!“

Gesagt, getan. Ein Spielmann kam,
der sie sogleich zur Gattin nahm
Zu Fuß zog sie mit ihm durchs Land
gehüllt in Lumpen und in Schand'

Wohin sie kam, tönte es gleich:
„Das hier ist Drosselbartes Reich!"
"Ach hätt' ich nur den Mann genommen!
Ich werd' ihn nicht zurückbekommen!"

Sie zog zum Mann ins kleine Haus
Die Hausarbeit war ihr ein Graus
Er gab ihr Töpfe für den Markt,
die bot sie feil, verdiente karg

Da galoppierte ein Husar,
betrunken, wie er nun mal war,
ritt gradewegs durch ihr Geschirr,
Sie weinte laut und wurd' fast irr

Ihr Mann entschied: „Geh hin zum Koch!
Im Schloss gibt's Arbeit immer noch
Der König feiert da ein Fest,
zu dem er ganz fein kochen lässt!“

Am großen Tag stand sie versonnen
Ihr Stolz war weg, ihr Glück zerronnen
Der König, ganz in Samt und Seide,
kam auf sie zu in ihrem Leide

und sprach ganz freundlich: "Fürcht' dich nicht!
Ich bin es doch, der zu dir spricht!
Ich war der Spielmann, der Husar,
der Mann, der immer bei dir war!

Ich wollte deinen Sinn umkehren
und dich gewinnen, dich was lehren
Ich hab dich so geliebt, verehrt:
war das denn falsch, war es verkehrt?"

Da weinte sie und sprach: es stimmt!
"Verzeiht mir, König, ich war blind!"
Der sprach: "Vorbei ist nun die böse Zeit!
Nun wird gefeiert: die Hochzeit!"

Nach Brüder Grimm, KHM 52

Wo kommt sie her,
wo geht sie hin?
Steckt sie denn nicht,
in jedem Menschen drin?

Primitive Überheblichkeit,
nennt Sie Ihr Eigen.
Hoch Wohl angeboren,
möchte Sie diese zeigen.

Von dümmlichen Herrschaften
wird sie bevorzugt,
aus deren Primitivität,
sie hervor lugt.

Mit größter Dummheit
möchte sie Andere erniedrigen,
um so den ekligen,
eigenen Dünkel zu befriedigen.

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Immer wieder zeigt es sich,
zieht man die Dunkelheit ans Licht.
Wer es politisch zum Futtertrog schafft.
Vergeudet fürs Volk, kaum noch seine Kraft.
Zu viele denken, was kann ich gewinnen?
Wie lässt am besten,
mein Netzwerk sich spinnen?

Schnell werden Sie korrupt, verschlagen.
Man wird gehört, hat was zu sagen!
Es wird verschachert und verschoben.
Ausgetrickst, gekonnt belogen.
schnellstmöglich die eigene Tasche gefüllt.
Sich dann ins Vergessen,
in Schweigen sich hüllt!

Was alles die Zeit für uns so aufdeckt:
Es im Detail schon einen erschreckt.
Was sich offenbart,
man kennt keine Skrupel!
Der Sog, der sich bildet,
schnell wird zum Strudel.
Gewissen und Ehrlichkeit,
gehen dabei über Bord.
Für jene es scheint wohl,
eine Art Sport.

Wenn die Demokratie versagt,
der kleine Bürger fragt.
Warum ist alles so bedeppert,
dass es täglich scheppert?

Im Wappen die Arroganz,
so fängt er an, der Totentanz.
Man sägt im geschundenen Wald
und fordert das Ende bald.

Den Bürger lasst bitte auf der Strecke,
denn er wird sowieso verrecke.
Wer soll euch denn noch glauben,
mit euren Dollarzeichen in den Augen.

Die Götter und die Massen schweigen,
es läuft halt wieder der deutsche Reigen.
Ja, es geht vorwärts immer,
glaubt mir, bald wird's noch schlimmer.

Ernestine Freifrau von Mollwitz




mageba