Mein Schätzchen hat Geburtstag heut
und sich auf die Geschenke freut.
Doch muss den ganzen Tag sie warten,
weil wir zwei jetzt alleine starten.
Ich riet ihr, sich warm anzuziehen,
falls wieder neue Wolken ziehen.
Gestern fielen ewig große Flocken,
brachten den Verkehr ins Stocken.
Doch sie brachten mir auch die Idee
zu einer Schlittenfahrt im Schnee.
Meiner Frau war etwas Bange,
„Dauert die Autofahrt lange?“
Sie dachte an eine Taxifahrt heut,
da kam von fern ein Schlittengeläut.
Zwei Rosse auf unseren Weg einbogen
und hinter sich einen Schlitten zogen.
Breite Kufen, bequemer Kutschenaufbau,
sicher und eine wahre Augen Schau.
Sie näherten sich, die Füße stampften,
Sekt Gratulation, die Rosse dampften.
Eingestiegen, nicht mit Decken gespart,
Peitschenknall, schon begann die Fahrt.
Wir fuhren nicht mit Sturmgebraus
als russische Troika zum Tor hinaus.
Langsam, denn der Weg war glatt,
weil die Gemeinde geschoben hat.
Doch im Wald und auf den Äckern
eilten wir, man kann nicht meckern.
Die Landschaft war wie Zuckerguss,
ich bekam dankbar manchen Kuss.
Der Kutscher hat sicher geschmunzelt,
über das Alter mal die Stirn gerunzelt.
Eine Gaststätte, Essen wie bei Mutter,
auch die Pferde kriegten endlich Futter.
Weiter ging es dann im Sonnenschein
wieder In die weiße Welt hinein.
Da, Rehe, Hirsche, eine Wildsau,
hier kläfften Hunde ihr Wauwau.
Graue Kraniche in großer Zahl
suchten in der Wintersaat ihr Mahl.
Was fern wie ein Tornado wehte,
sich näher dran als Hubi drehte.
Der letzte Ort war nicht mehr weit,
für die Geburtstagstorte ward es Zeit.
Der Kutscher hatte nicht gut lachen,
er musste das Gespann bewachen.
Doch er bekam auf diese Weise
noch Gäste für eine neue Reise.
Weiter ging es wohl gestärkt,
den Heimweg haben wir uns gemerkt.
Doch der Kutscher war nicht dumm,
seine Wege führten uns krumm.
Wir rätselten, wo mag es hier sein,
da bogen wir Richtung Heimat ein.
Er blies ins Horn: „Trari trara!“,
die Sonne sank und wir waren da.
Das Geburtstagskind hing mir am Hals:
„Das war schön, für mich jedenfalls.
An diese Art Rosse zu lenken
werde ich den Rest des Lebens denken.“
08.01.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann