Gedichte über den Tod (Seite 223)

Atem-los-gelassen!

Gerade noch füllten sich
deine Lungen voller Leben
ein Schrei, die Lebensreise begann
gewachsen, gelernt, entdeckt
und ausgeflogen.
Die Welt mit Inbrunst umarmt.

Leise streute Dunkel dich
deine Lungen sind ergeben
kein Schrei, die Lebensreise zerrann
gewuchert, entkernt, erschreckt
und eingezogen.
Die Welt von Trauer umrahmt.

Ein letzter Atem, du lässt los.

© by FRI

Unerschütterlich

Der Bestatter wirkt seriös und gesetzt,
hat ne Leichenbittermiene aufgesetzt
Schicksale der Toten erschüttern ihn nicht,
er hat darauf ne professionelle Sicht -
ist ein Leben unwiderruflich vorbei,
dann ist den Toten das Schicksal einerlei
ist letztes Lebenskapitel geschrieben,
trauern um Verstorbene, ihre Lieben,
Trauernde müsse die Toten loslassen,
mit der Zeit Erinnerungen verblassen,
doch jeder Grabstein kündet von dem Frieden,
der den Toten für immer ist beschieden -
der Bestatter wirkt seriös und gesetzt,
hat ne Leichenbittermiene aufgesetzt,
jeder, der heute lebt, ist morgen schon tot,
mit dem Tod der Menschen verdient er sein Brot.

leid

für Phet

die tränen, die ich weinte,
weint' ich aus sehnsucht,
bis ich dich traf.

dann weint' ich nimmer.

die tränen, die ich weine,
wein' ich aus sehnsucht,
weil tod uns brach.

wein' sie für immer.

Schmelzwasser

Nun dreht der Wind
Bringt sanft und doch bestimmt
Noch einmal kalte Ströme.
Der Frost erstarrt
Die Welt verharrt
Alleine.

Endlich kommt die Ruhe
Und weisse Flocken decken
Mit Würde dunkle Flecken
Dass Bitt’res weich gedämpft
Wo gestern noch gekämpft
Verzeih - es sei verziehen.

Dann kommt der Frühling, es ist soweit:
Schmelzwasser schleift den Kummer glatt
Mischt aus schwarz und weiss ein graues Matt
Bis hinter den Tropfen
Ein bunter Bogen erscheint:
Erinnerung an Zwei- und Gemeinsamkeit.

Die drei Schlangen

Erkenne dieses Traumes Sinn:

„ … über dem Grunde schwebe ich dahin
und kann dort nur Schlangen finden
die sich durcheinander, auf dem Boden winden

In meiner Hand, so kann ich sehen
lasse ich eine eigene entstehen
und kopfüber sanft absenken

Kaum kann ich sie auf den Boden lenken
wird sie hinter dem Kopf gebissen
und wird so schnell verschlissen

Trotzdem kann sie noch eine Dritte beissen
Doch der Biss wird sie nicht aus dem Leben reissen
oder ihre Kraft aussaugen

So erhebt sie sich und schaut mir in die Augen !“

Interpretation:
Die Schlange steht für Weisheit, Medizin, Lebenskraft, Agilität und das Leben
oder auch für den satanistischen Aspekt: Verführung, falsches Vertrauen, Glauben, Lüge, Krankheit und Tod.

Ein Boden voller Schlangen, die aggressiv sind und jede Störung gleich bekämpfen,
steht für eine Welt unter der Knechtschaft satanistischer Glaubenssätze.

Eine Schlange, welche eine andere beisst und diese sich dann kraftvoll erhebt,
steht für den positiven Aspekt der Schlange, dessen Heilkraft als neues Glaubenskonstrukt die gebissene Schlange aus ihrer alten Welt erhebt.

Die gebissene Schlange schaut interessiert in das Auge dessen,
der neue Glaubenskonstrukte auf sie hat wirken lassen,
welches auf eine höhere Erkenntnisfähigkeit schliessen lässt.

© jogdragoon

Gedichte über den Tod - Seite 223

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Schmelzwasser

Die drei Schlangen