Gedichte über den Tod - Seite 161

Coronatod

Diese isolierten Intensivtage
Gehen einfach über Menschen hinweg,
Durch sie hindurch, sind der Einsamkeit verbunden
Und lassen Leidende schmerzleidend liegen.

Brutal packt das Virus die Lunge,
Unerbittlich verschlimmert es Lebenszeit,
Treibt die Ausbreitung immer weiter,
Packt Menschen ein in ihre Schmerzen

Wie sollte da noch Hoffnung wachsen,
Wenn niemand kommen darf und kein Trost?
Wie kann solch ein Verelendungszustand
Den Kranken überhaupt Rettung verheißen?

Das Personal in den Intensivstationen
Kommt selbst an seine eigenen Grenzen.
Nichts bleibt, um Menschen zu entlasten,
Wo nur noch der Virustod dauerhaft lauert.

Schmerzen und Atemnot verhindern gar,
Dass Erinnerungen Schöneres erwecken:
Im Schwinden der letzten Lebensgeister
Verhockt sich in Sinnen die blanke Angst.

Auch sie ist erstorben, wie alles davor,
Wenn Särge in Krematorien sich stapeln,
Nur noch vergänglich auf jene Glut warten,
Mit der ins Nichts Leiber verschwinden.



©Hans Hartmut Karg
2022

*

Du zündest eine Kerze an
Und den Weihrauchstab
Jetzt kommst du ganz bei dir an
Und steigst ganz tief hinab
In all die Leben
Die du bereits führtest
Du wirst heute von dir geben
Was du schon immer spürtest
Und dieser inneren Stimme folgen
Die nach dir ruft
So als gäbe es kein Morgen
Nach dem du weiter suchst
Du sprichst ein paar leise Worte
Und bist wie in Trance
Du gehst an für uns fremde Orte
Und nutzt dort deine Chance
Nach Unsterblichkeit zu bitten
Und immer weiter zu gehen
Dann wirst du irgendwann in Mitten
Tausend Blumen stehen
Und deine Aura sehen
Es werden ganz neue Wunder geschehen