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Gedichte über Tiere - Seite 247


Der Jäger

Ein Jäger schritt durch Heide und Wald,
während der erste Vogelruf erschallt.
Es war ein schriller Drosselpfiff,
der nach des Waldes Stille griff.
Bald folgten Kuckuck und der Auerhahn,
am großen See sang auch der Schwan.
Der Rabe aus der Luft erschreckt,
er hat ein neues Aas entdeckt.
An der Waldkante auf leeren Stoppeln
die letzten beiden Hasen hoppeln.
Die Büchse schlägt an einen Tann
und erinnert ihn hölzern daran,
dass gestern er den Hirsch hier sah
und heut war er der Stelle nah.
Gestern ohne Hund und Feuerwaffe
sah er ihn an, nur wie ein Affe.
Er packt den Hund gerade am Nacken,
da hört er es in der Schonung knacken.
Der Hund steht starr und schaut gebannt,
der Jäger fühlt‘ s an seiner Hand.
Die Büchse von der Schulter ziehen,
wär sogar im Schlaf gediehen.
Den Kolben an den Kopf er legt,
den Blick durch Kimme und Korn bewegt.
Der Finger krümmt den Abzugshahn,
schon ist das tödliche getan.
Der Schuss brüllt durch die Morgenstille,
das Ziel war doch des Jägers Wille.
Die Vögel flattern aufgeregt,
bis der Knall sich wieder legt.
Ein kleines Wölkchen Pulverdampf
zeugt noch von dem ungleichen Kampf.
Der Hund kann nicht mehr stille steh‘ n,
er will jetzt auch das Opfer seh‘ n.
Der Jäger wünscht sich seinesgleichen,
die den frischen Bruch ihm reichen.
Waidgenossen, die ein Zweiglein brauchen,
um es in das Blut zu tauchen.
Wenn es dann am Hutband steckt,
erweist man Diana und dem Tier Respekt.
Kurz war der Knall und schnell sein Tod,
ein Leben zu Ende, ganz ohne Not.
Wohl dem der auch so ein Ende macht,
mit dem Sprung vom Tag in die Nacht.

14.04.2018 © W.R.Guthmann
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Die erste Kunst

Die erste Kunst von Menschenhand,
die man auf Höhlenwänden fand,
war’n mächtige und große Tiere,
die Pferde, Löwen und die Stiere

Von Mammut, Nashorn, der Hyäne
gab‘s das Fell und auch die Zähne
Das Fleisch, die Sehnen und die Knochen,
die nutzte man zum Jagen, Kochen

in dieser jungen Altsteinzeit -
das Land noch nicht vom Eis befreit -
da lebte man im großen Ganzen
sehr von den Tieren und den Pflanzen,

bearbeitete schon Holz und Stein,
selbst abends in des Feuers Schein
Mit dieser Spezies kam die Wende
mit der Geschicklichkeit der Hände


Die erste Kunst von Menschenhand,
die man in Siedlungsresten fand,
das war’n Figuren fein geschnitzt,
die aus der Seele Traum gestürzt:

die Frau, die Leben in sich trägt,
empfängt, gebiert, ernährt und hegt,
ganz gern in üppiger Gestalt -
wer so viel isst, bekommt‘s geballt

Noch gab’s die großen Mammutherden,
doch: wer zu viel hat, kriegt Beschwerden
verfettet, wird sich überheben
und bald nach Göttern flehend streben

Noch war er mit dem Geist der Tiere,
mit ihrer Kraft – und ich plädiere:
mit ihrer Schönheit, ihren Gaben
Schamanisch konnt‘ man bitten, fragen


Ein ‚homo sapiens‘ war’s noch nicht
Die Weisheit kommt erst spät ans Licht
Der ‚homo faciens‘ war gebor’n,
hat Kunst und Technik auserkor’n

Die ganze Erd‘ nennt er heut‘ sein,
nimmt jeden Raum bald für sich ein
Er wurd zum Krebsgeschwür der Welt,
wo nur s e i n Lebensrecht noch zählt,

s e i n Wohlstand und sein Fortgebären
Kein and’res Wesen kann ihm wehren
Nur er selbst kann sich besinnen
und mit der Kunst von vorn beginnen

Die erste Kunst von Menschenhand,
ist da noch etwas, was er fand?
Das Lassen und das Sich-begnügen,
die Liebe und den inn’ren Frieden



Video https://youtu.be/x_HiVcrbev8
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