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Gedichte über Tiere - Seite 246


Die erste Kunst

Die erste Kunst von Menschenhand,
die man auf Höhlenwänden fand,
war’n mächtige und große Tiere,
die Pferde, Löwen und die Stiere

Von Mammut, Nashorn, der Hyäne
gab‘s das Fell und auch die Zähne
Das Fleisch, die Sehnen und die Knochen,
die nutzte man zum Jagen, Kochen

in dieser jungen Altsteinzeit -
das Land noch nicht vom Eis befreit -
da lebte man im großen Ganzen
sehr von den Tieren und den Pflanzen,

bearbeitete schon Holz und Stein,
selbst abends in des Feuers Schein
Mit dieser Spezies kam die Wende
mit der Geschicklichkeit der Hände


Die erste Kunst von Menschenhand,
die man in Siedlungsresten fand,
das war’n Figuren fein geschnitzt,
die aus der Seele Traum gestürzt:

die Frau, die Leben in sich trägt,
empfängt, gebiert, ernährt und hegt,
ganz gern in üppiger Gestalt -
wer so viel isst, bekommt‘s geballt

Noch gab’s die großen Mammutherden,
doch: wer zu viel hat, kriegt Beschwerden
verfettet, wird sich überheben
und bald nach Göttern flehend streben

Noch war er mit dem Geist der Tiere,
mit ihrer Kraft – und ich plädiere:
mit ihrer Schönheit, ihren Gaben
Schamanisch konnt‘ man bitten, fragen


Ein ‚homo sapiens‘ war’s noch nicht
Die Weisheit kommt erst spät ans Licht
Der ‚homo faciens‘ war gebor’n,
hat Kunst und Technik auserkor’n

Die ganze Erd‘ nennt er heut‘ sein,
nimmt jeden Raum bald für sich ein
Er wurd zum Krebsgeschwür der Welt,
wo nur s e i n Lebensrecht noch zählt,

s e i n Wohlstand und sein Fortgebären
Kein and’res Wesen kann ihm wehren
Nur er selbst kann sich besinnen
und mit der Kunst von vorn beginnen

Die erste Kunst von Menschenhand,
ist da noch etwas, was er fand?
Das Lassen und das Sich-begnügen,
die Liebe und den inn’ren Frieden



Video https://youtu.be/x_HiVcrbev8
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Die Milchmädchenrechnung

So wie für den Turmbau zu Babel
gibt es für viele Sachen eine Fabel.
Ich glaube nicht, dass sie jeder kennt
und uns die Milchmädchenrechnung nennt.

Es lebte einst im Dorf vor dem Städtchen
ein kleines französisches Bauernmädchen.
Sie hatte in den wenigen Schultagen aufgepasst
und einen Reichtum schaffenden Entschluss gefasst.

Den Krug Milch, den sie als Lohn bekam,
sie heute beim Heimweg auf den Markt mitnahm.
Vom Erlös wollte sie vom Bauern 4 Eier kaufen,
sie ständig wärmen beim Laufen,
sie unterwegs bruchfest behüten,
und Zuhause dann sorgsam ausbrüten.

Mit den Eiern, die neue Hühner dann legen,
würde sie sich später zum Markt bewegen.
Beim Verkauf dieser Eier mit Gewinn
wäre das Geld für zwei Schweinchen drin.
Wenn diese dann groß und fett gefressen
hätte sie das Geld für eine Kuh besessen.

Eine Kuh, die man melken kann,
wäre schon erster Reichtum dann.
Doch ihr wahres Glück der Erde
wäre durch neue Kälbchen eine Herde.
Sie zählte Hühner und Eier mit Finger und Knopf,
Schweinchen und Kühe behielt sie im Kopf.

Sie rechnete und künftigen Reichtum zählte,
freudig lachte, doch nicht ihre Schritte wählte.
Sie hat in die Luft gestiert, der Weg etwas holperte.
schon war es passiert, dass sie über Steine stolperte.
Der volle Krug schlug auf und zerbrach,
die Milch versickerte als Bach.

Der süße Traum, den sie gerade erst gewonnen,
ist unerwartet im Wegestaub zerronnen.
Beim Laufen sie nur das positive sah,
jedoch Probleme sind immer nah.
Drum werden die Aufgaben unter der Hand
auch nach dem Milchmädchen benannt.

17,06.2018 © W.R.Guthmann
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