Im Zauberhorst,
gebannt von trockenem Geäst.
Dort, unterm Seelengrund,
wo Traum und Wahrheit sich verwäscht,
schaut aus dem Dunkeldickicht stille
ein Augenpaar mit dunkler Brille.
Ein Rufen hallte durch den Wald
Wohin soll Deine Reise gehen?
Gleich so als ob es mit mir schalt:
Menschenkind, so bleib doch stehen.
Der Wald, er hat sein eigenes Gesicht,
seine eig’ne Stimme.
Gehst Du tiefer ins Dickicht,
schärfst Du auch Deine Sinne.
Drum lausche, spüre, schmeck den Duft,
im Tann sind Deine Augen blind.
Gehst Du hinein, hör auf den Ruf
der Wächterin der Nacht, mein Kind
So trat ich ein, im dunklen Tann,
Um mich herum der reinste Frieden.
Und als ich mich auf mich besann,
wäre ich gerne dort geblieben.
Die Wächterin, die mich geleitet,
ich hör noch heute ihren Ruf.
Ich spür das Rascheln ihres Federkleides
und schmecke noch des Zauberhorstes Duft.
© Inge Millich