Gedichte über Sehnsucht - Seite 312

Halber Akku, halbe Lust,
kein Zug der kommt, wer hätt's gewusst?
Halber Rausch, schon fast halb zehn,
will nur noch meine Haustür sehn.

Der Samstagabend fast zerronnen,
nicht das kleinste Bisschen wahrgenommen.
Weder was geschehen, noch was gewonnen
nicht das kleinste Bisschen war gekommen.

Keine Unterhaltung, keine Wärme,
nur Güterzüge aus weiter Ferne,
bringen kalte Ströme mit sich her,
doch keiner hält, als ob nichts wär.

Leere Gesichter, vergangene Stimmung,
Leere Gleise, verbrauchte Gesinnung.
Müde Geister, wache Sorgen,
Zähe Kälte, ferner Morgen.

Jacob Seywald XIII

Die Luft ist kalt,
mein Gemüt scheint schwer,
Räume ohne dich so leer.

Kennst du diese alten, braunen Häuser?
Mit rot geziegelten Dächern
und weißen Fensterrahmen?

Mit Aloe Vera und rostigen Teekannen,
die man durch ungeputzte Scheiben
in der apotropäischen Küche sieht?

Kannst du mich manchmal erkennen?
Denkst du noch an mich?

Ach Sonnenschein, die Luft ist kalt,
mein Gemüt scheint schwer,
Räume ohne dich sind leer

Du bist in jedem Schatten
sowie im warmen Abendlicht
dasein tust du trotzdem nicht.

Du scheinst weg, einfach weg
Niemand weiß es, niemand fühlt es.
Mir bleibt nur mein Stift,
als Ventil, als Ablenkung.
Doch voll ist dieses Blatt
und leer der Raum.

Du wirst dich erinnern
an meine Worte
meine Stimme
meine Sehnsucht

irgendwann

doch nie
an meine Haut
denn
du hast sie nie berührt

du wirst dich erinnern
an unsere Zeit
wie alles
einst begann

irgendwann

doch nie
an meine Tränen
denn
du hast sie nie gesehen

Ursula