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Gedichte über das Schreiben - Seite 37


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An den Vielschreibkritiker

An den Vielschreibkritiker

Er sagt, Vielschreiben sei nur Mist,
Auf Erden will das keiner haben.
Ist er nicht selber der Narzisst,
Der flutet hier mit seinen Gaben?

Ein altes Sprichtwort sollte nerven:
„Wer selbst im Glashaus sitzt
Soll nicht mit Steinen werfen!“
Da lächle ich nun sehr verschmitzt...

Der Vielschreiber und der Poet
Wollen den Lesern sagen,
Dass Vielschreiben ja immer geht
In allen Lebenslagen.

„Es ist zu viel, was Du da schreibst,
Du hast zu viel gepostet!
Schreib' weniger, damit Du bleibst,
Man Verse gern auskostet!“

Doch wer Vielschreiben kritisiert,
Für den gilt das dann auch,
Denn wer Kritik dorthin nun führt,
Der trifft damit den eigenen Bauch!

Schau bei ihm nach,
Er selbst schreibt mehr,
Doch Dir allein droht Ungemach,
Denn leider hasst er Dich zu sehr.

Du schreibst ihm immer viel zu viel,
Er will Dich ja verbannen
Aus allen Foren, denn sein Ziel:
Den Vielschreiber verdammen!

Schreibst Du dann weiterhin sehr viel,
So ächtet er Dich unablässig,
Denn Ausgrenzung heißt dieses Spiel –
Und das ist sehr gehässig!

Freundschaft kann nicht entstehen,
Wenn er allein zum Zenit will.
Unkritisch wird er übersehen,
Dass sein Rasen nichts als Unbill.

Doch merke Dir: Wer selbst viel schreibt,
Darf Vielschreiben nicht kritisieren,
Denn was am Ende wirklich bleibt,
Soll doch der Leser selbst erspüren.

Wer schreibt, Vielschreiben sei nur Mist,
Auf Erden will das keiner haben,
Der ist und bleibt doch ein Narzisst,
Will fluten nur mit seinen Gaben.

Merk' Dir, o Freund, das ist der Clou,
Daraus wird ein humaner Schuh:
„WAS DU NICHT WILLST, DAS MAN DIR TU',
DAS FÜG' AUCH KEINEM ANDEREN ZU!“


©Hans Hartmut Karg
2021

*
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Die Erben

Er blickte den Schädel an wie sein "Vater".
Die Formel - seit jeher ungelöst
und im nassen Nebelfrüh erstarrt er,
vor ebenjenen Antlitz, das Angst ihn eingeflößt.
Die Zeit ergänzte Millionen von Variablen,
es ist schwerer gar noch geworden.
Diese Fehler erneut zum Friedhof getragen,
wo nicht der Leib bloß ward verdorben,
sondern auch der Geist die Ruhe fand,
wo die eigene Ohnmacht ward erkannt
und Ahnen stumm lauschen und müde nicken,
um ihn am Ende wieder zurückzuschicken:
Nach da unten in die Stadt -
da soll er finden, was er noch nicht hat!
Wie lange hinter dreckigen alten Mauern,
wird seine Suche nach Antworten wohl noch dauern?
sein oder...ist das andere überhaupt eine Alternative?
Oder ist es des Feiglings Erlösung nur,
ein Befreiungsschlag von andauernden Verschleiß
vor seinen Unwissen, seiner selbstverschuldeten Tortur,
weil er all das immer noch nicht weiß?
Wer da oben im Himmel thront,
ob in ihm der Teufel wohnt,
ob das Herz eines Tag's gewinnt,
der Mensch über den Schatten seiner Selbstsucht springt
und sich löst von seiner Kopfes Ketten,
der klare Verstand, die reine Vernunft ihn irgendwann erretten...
...oder es wird der Ahnen Geschichte gleich,
ein Drama, ein Untergegangenes Reich,
ein Tot, ohne jegliches Schaffen,
zwei Welten, die auseinander klaffen?
Ist es dieser Teufelskreis, in dessen sich die Welt immerfort weiterdreht
Eine Uhr, die im gleichen Rhythmus tickt?
So warte ich auf den Suchenden, der nach oben zum Friedhof geht,
und im nassen Nebelfrüh dem Schädel wieder in die Augen blickt...

Denn "Sein oder nicht sein..."* das ist und war immer schon die Frage...

*aus Shakespeares "Hamlet"

N.Fender
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