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Gedichte über das Schicksal - Seite 150


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Der krumme Lutz

Ein Vater hatte einst zwei Söhne,
der eine war gesund und stark,
der andere bekam zumeist nur Häme,
als Krüppel war sein Leben karg

Der Vater starb mit e i n e m Erben
Dem ersten gab er Burg und Hof
Dem krummen Lutz blieb das Verderben
Er schlief im Stall und galt als doof

Sein Anteil ward ihm vorenthalten,
so ging er in den tiefen Wald
Er konnt' nicht länger an sich halten
und weinte hemmungslos. Sobald

er konnte wieder sich erheben,
sah er ein Mütterchen, das sponn
Sie fragte ihn nach dem Ergehen
und bot ihm ihre Hilfe an

Drei Jahre pflegte er den Garten,
bestellte dieser Frau das Haus
Er konnt‘ noch mal von neuem starten,
gesundete, wurd‘ gradeaus

Dann machten sie sich auf die Reise,
sie wanderten zum hohen Herrn
Die Alte bat den Bruder leise,
auch dem den Anteil zu gewähr'n

Der Burgherr warf sie aus dem Zimmer,
beschimpfte sie als Lumpenpack
Die Frau nahm ihren Stock: ‚für immer
geschehe dir, wie du es sagst!‘

Sie stieß den Spinnstock in die Linde,
die Vögel flohen furchterregt
Die Burg, der Herr und sein Gesinde,
sie wurden bald hinweggefegt

Das Glück verließ sie allerorten
Die Burg verfiel, der Bruder starb
Das Gold, das konnten sie noch horten,
das nahm er nicht mit in sein Grab

Der Lutz bekam das halbe Erbe
und zog damit in fernes Land,
erwarb ein Gut und etwas Erde
und fand die Frau, die zu ihm stand

Noch einmal wollte er sie sehen,
die Frau, der er einmal gedient
Er fand sie nicht - ein leises Wehen
nur strich ganz kurz durch sein Gemüt


Nach der Sage 'Der krumme Lutz vom Schellenberg am Main', die zum Kreis der Holle-Sagen gehört
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