Gedichte über Realität (Seite 6)

Reiz

In dem Moment mich nichts mehr juckt,
keine Gliedmaße mehr zuckt.
So mach ich dies und mache das,
und hoff auf den ersehnten Spaß.

Veränderung die findet stets statt,
klingt es und ist`s auch mal recht platt.
Der Weg das Ziel – die Reise wert,
macht man bestimmt nicht alles ganz verkehrt.

Nicht heute

Ich möchte nicht weinen, nicht heute.
Ich möchte frei sein,
glücklich sein.

Ich möchte,
dass mir alles egal ist.
Ich möchte nicht trauern, nicht heute.

Ich werde überleben, in diesem Labyrinth
des Wahns.
Ich möchte nicht schluchzen, nicht heute.

Ich möchte sehen,
wie du mir den Weg zuweist,
Ich möchte nicht stolpern, nicht heute.

Ich möchte fliegen, nimm mich mit.
Die Welt sehen und alles, wirklich alles
Schlechte vergessen, nur für heute.

Glücksspürer

Hast du übergebühr,
für`s Leben ein Gespür?
Fehlt dir nie der Sinn für mehr,
hast du`s selten eher schwer?
Dann hast du wirklich Glück,
schau mal geschichtlich zurück.
Leicht ist Leben nur dann,
wenn`s sein soll nicht wenn man kann.
Doch du scheinst Glücksseelig zu sein,
also sag dir öfters ruhig mal fein.

Ich bin die Mutter ohne Kind

Ich bin die Hinterbliebene -
Ein Rest, der übrig blieb.
Ich bin auch die Geschiedene, -
Einer den andern verließ.

Der Tod entriss dem Leben dich -
Mich warf er aus der Welt.
Hier bin ich die Verlassene –
Deine Hand mich nie mehr hält.

Ich bin auch die Beschuldigte -
Ich konnte dich nicht halten.
Ich bin auch die Zerrissene –
Kann mich nicht neu gestalten.

Ich bin auch die Verschwiegene -
Bin den Worten weit voraus.
Ich bleibe die Getriebene -
Ruhelos, ohne Zuhaus.

Ich bin die Mutter ohne Kind -
Als hätt‘ ich nie geboren.
Die andren Kinder um mich sind -
Doch dich hab‘ ich verloren.

Naives Dankeschön (N.31)

Wer etwas Großes will,
sollte Ähnliches geben.
Wer die Zeichen des Nichts
nicht sehen kann oder will,
der sollte nicht nach Höherem streben!

Wer alles zu wissen scheint,
im Begriff dies auch zu erklären,
der sollte achtsam sein
und sich ihr nicht erwehren!

Wer so gern doch helfen möchte,
sollte sich selbst um dies Gewicht erleichtern.
Wer das nicht tut,
brauch sich nicht wundern
über's eigen rasche Scheitern!

Wer kommt in Absicht der Belehrung,
der macht sich nackt vor seiner Fehler.
Wer kommt in Absicht für das "Richtig",
dem fehlt am Ende jede Erklärung!

Auch Naivität ist dem Schicksal wohl geläufig,
doch muss es nicht nochmal geschehn.
Erstrecht nicht all zu häufig.

Ich bewege mich vortan weiter hoch,
auf des Lebens Ranken.
Gewiss schaff ich's auch ohne Dich,
aber will dir nochmal danken!

Jacob Seywald XIII
Danke Lara...

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Glücksspürer

Ich bin die Mutter ohne Kind

Naives Dankeschön (N.31)