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Gedichte über das Naturreich - Seite 244


Burgruine

Burgruine

Was könntest du uns alles erzählen
Deine Mauern, noch einer Festung gleich
Da, sichtbar die Reste einer Schießscharte
Ob hier viel mit Kanonen geschossen
Hast abgewehrt all deine Feinde
Augen schließen, zurückversetzen

Manch Burgfräulein hier ihren Liebsten geküsst
Die vielen Ritter, die um Einlass baten
Gefeiert hier die schönsten Feste
Die edlen Damen in festlichen Roben
Goldbrokat, Samt und Seide, mit reichlich Zierrat
Lauschend dem Minnegesang

Die Herren gekleidet in edlem Leinen
Prunkvollen Gürteln und Schnabelschuhen
Immer reichlich gedeckt die Tafeln
Mit den allerköstlichsten Speisen
Der Mundschenk, der den Wein kredenzt
Sich völlig hingebend der Völlerei

Gaukler, Spielleute schwirren durch den Saal
Mit Zauberstückchen, Akrobatik und Jonglieren
Der Hofnarr, auffällig bunt bekleidet
Mit Schellen behängt, mit zipfeliger Mütze
Springt aufgeregt vor der feinen Gesellschaft
Vollführt sein Spiel, zelebriert seine belustigenden Späße

Jeder hier noch vorhandene Stein
Könnte erzählen die tollsten Geschichten
Was ist geblieben vom imposanten Bau
Stehst einsam auf deiner Anhöhe
Zerstört sind deine dicken Mauern
Steine abgetragen für andere Bauten

Aus deinem Inneren ragt
Eine mächtige Ulme empor
Efeu umrankt deine Mauerreste
Wilder Wein umrahmt den noch erhaltenen Eingang
Kleine Glockenblümchen und Mauerfarne
Wachsen aus deinen Mauerritzen

Das Blau der Blümchen strahlt in der Sonne
Die Farne in den herrlichsten Grüntönen
Der Anblick berauschend schön, so friedlich
Kann mein Blick kaum wenden
Kann mich nicht sattsehen
An deiner ach so stillen Schönheit

© Ingelore Jung
2013
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Das Wunder

Der Himmel zeigte uns, was er kann,
der Sommer fing im Mai schon an.
Sonne, Hitze und doch kein Regen,
nur Wölkchen, die sich leicht bewegen.
Dort, wo einst die Panzer rollten,
Soldaten in der Heide tollten,
gibt es Fässer, Tanks, Granaten,
die sinnlos in der Sonne braten.

Um alles gefahrenfrei abzusuchen
müsste man sehr vieles buchen.
Was jahrzehntelang vergraben lag,
findet man nicht an einem Tag.
Und so kam, was jeder kannte,
dass eines Tages die Heide brannte.
Samt Kiefern, Birken, Haselsträuchern
fing das Sperrgebiet an zu räuchern.

Feuerwehren blieben hilflos stehen,
mussten Qualm und Flammen sehen.
Wenn es brennt und knallt und zischt,
hat es manchen schon erwischt.
Der Hubschrauber von oben sah,
was im märkischen Sand geschah.
Ständig wurde allen berichtet,
wie Hektar um Hektar vernichtet.

Selbst der notwendige Funkverkehr
brach zusammen im Funkenmeer.
Ein Spezialpanzer mit Wasser im Bauch
könnte bekämpfen trotz Knall und Rauch.
Er wurde gerufen, er war nicht so schnell,
Hochwald würde brennen, ehe er zur Stell.
Mancher Floriansjünger hat leis gefleht,
und mancher Forstwirt sandte ein Gebet.

So wie andernorts Wunder geschehen,
konnten hier alle zum Himmel sehen.
Dicke Wolken, grau und schwer,
kamen direkt auf die Heide her.
Mit Blitz und Donner in einem Zug
schüttete es rettenden Regen genug.
Die Flammen erloschen, alle atmeten auf,
die kleinen Glutnester nahm man in Kauf.

Die Heide überlebt als Asche den Brand,
und wird das Wunder von Lieberose genannt.

05.06.2017 © W.R.Guthmann
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