Burgruine

Ein Gedicht von Ingelore Jung
Burgruine

Was könntest du uns alles erzählen
Deine Mauern, noch einer Festung gleich
Da, sichtbar die Reste einer Schießscharte
Ob hier viel mit Kanonen geschossen
Hast abgewehrt all deine Feinde
Augen schließen, zurückversetzen

Manch Burgfräulein hier ihren Liebsten geküsst
Die vielen Ritter, die um Einlass baten
Gefeiert hier die schönsten Feste
Die edlen Damen in festlichen Roben
Goldbrokat, Samt und Seide, mit reichlich Zierrat
Lauschend dem Minnegesang

Die Herren gekleidet in edlem Leinen
Prunkvollen Gürteln und Schnabelschuhen
Immer reichlich gedeckt die Tafeln
Mit den allerköstlichsten Speisen
Der Mundschenk, der den Wein kredenzt
Sich völlig hingebend der Völlerei

Gaukler, Spielleute schwirren durch den Saal
Mit Zauberstückchen, Akrobatik und Jonglieren
Der Hofnarr, auffällig bunt bekleidet
Mit Schellen behängt, mit zipfeliger Mütze
Springt aufgeregt vor der feinen Gesellschaft
Vollführt sein Spiel, zelebriert seine belustigenden Späße

Jeder hier noch vorhandene Stein
Könnte erzählen die tollsten Geschichten
Was ist geblieben vom imposanten Bau
Stehst einsam auf deiner Anhöhe
Zerstört sind deine dicken Mauern
Steine abgetragen für andere Bauten

Aus deinem Inneren ragt
Eine mächtige Ulme empor
Efeu umrankt deine Mauerreste
Wilder Wein umrahmt den noch erhaltenen Eingang
Kleine Glockenblümchen und Mauerfarne
Wachsen aus deinen Mauerritzen

Das Blau der Blümchen strahlt in der Sonne
Die Farne in den herrlichsten Grüntönen
Der Anblick berauschend schön, so friedlich
Kann mein Blick kaum wenden
Kann mich nicht sattsehen
An deiner ach so stillen Schönheit

© Ingelore Jung
2013

Informationen zum Gedicht: Burgruine

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01.06.2017
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