Auf unserer kleinen Mischobstwiese
steht ein Birnbaum, die „Gute Luise“.
Vor Jahrzehnten in gute Erde gesteckt,
haben seine Äste sich munter gereckt.
Er ragt weit über den spitzen Zaun,
für Kinder gut zum „Birnen klaun“.
Das Wetter günstig, der Regen gut,
was dem Wachstum Wunder tut.
Und tatsächlich vor der üblichen Zeit
waren die Früchte zur Ernte bereit.
Langsam runzelten wir die Stirnen,
es wurden immer weniger Birnen.
Wir haben trotzdem alle Kinder lieb
auch wenn darunter ein Birnendieb.
Wer sollte solchen Hunger haben,
sich nur noch von Birnen laben?
Der Nachbar: „Ich meine und glaub,
hier ist kein Fall von Mundraub.“
Also war ein befreundeter Techniker da
mit einer Infrarot-Nachtsichtkamera.
Geladen und eingeschaltet um zehn,
morgens die Birnendiebe angesehen.
Da half uns sicherlich keine Polizei,
Waschbär, Dachs und Reh waren so frei.
Aus Spaß forderte ich der Tiere Haft,
wir brauchten die Früchte für Birnensaft.
Reichlich schien uns trotzdem der Ertrag,
also gab es einen „Gute Luise“-Erntetag.
Wir haben mal kräftig am Baum gerüttelt
und die meisten vom Baum geschüttelt.
Vom Baum gefallene Birnen sind Rest
und werden sofort zu Saft gepresst.
Nur den Früchten, die noch unlädiert,
wird auch ein Vorratslager garantiert.
Deshalb sollte die letzte heile Luise
nicht fallend klatschen auf die Wiese.
Der Apfelpflücker hat mich blamiert,
der war vom Vorjahr noch nicht repariert.
Der Apfelernte schwere Früchte zogen
und den Blechring auseinander bogen.
Denn der Schweißpunkt für den Zweck
zog sich erst lang und platzte dann weg.
Nun sah er aus der Sack, der alles fängt,
wie ein Schlips, der in der Suppe hängt.
Um die Birne sacht vom Baum zu tragen,
hat die Stange an den Ast geschlagen.
Die Birne schwang, es riss der Stiel,
den Sack verfehlt, die Birne fiel.
Unten machte es, nein, nicht „Quatsch!“
wie ein Hosenriss machte es „Ratsch!“.
Alle haben auf den Zaun gekiekt,
dort war die reife Birne aufgepiekt.
So wurde das Gartenmesser gereckt
und die letzte hat gleich geschmeckt.
04.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann