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Gedichte über Natur - Seite 119


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Sommer-Gewitter

Noch scheint die Sonne
es ist schwül und heiß
die Menschen sie stöhnen
und es fließt der Schweiß
Eisdielen kommen nicht mehr nach mit kaltem Eis
in Biergärten
der Gerstensaft in strömen fließt
doch sieh da am Himmel
eine Wolke entsteht
noch ist sie ganz klein
ein leiser Wind der jetzt weht
von Westen
ziehen immer mehr Wolken auf
und nehmen am Himmel auf ihren lauf
die Sonne verschwindet
es wird drückend heiß
der Wind wird jetzt stärker
jetzt bläst es ganz schön
die Bäume
kann man im Wind wiegen sehen
dann hört man ein Donner
der ist so laut
als wenn jemand
auf eine riesige Pauke haut drauf
ein Blitz fegt vom Himmel
es wird taghell
schlägt irgendwo ein
die Turmuhr
schlägt gerade zur Mittagszeit
der Himmel ist schwarz
als wäre es Nacht
da noch ein knall
ein riesiger Blitz
dann keiner mehr
in Eisdiele und Biergarten mehr schwitzt
der Himmel macht auf sein riesiges Tor
und dicke Hagelkörner
kommen aus ihm hervor
im nächsten -moment
ist alles weiß
die Erde
ist voll von gekörnten Eis
danach kommt der Regen
die Bäche steigen an
im nu sind sie voll
die Strassen überschwemmt
wer draußen jetzt ist
ist nass bis aufs Hemd
wer so ein Gewitter einmal erlebt
der sieht ein
wie klein der Mensch doch ist
was hilft ihm die Macht
was hilft ihm sein Geld
ein Donner
ein Blitz
ihn ins Abseits stellt
oh Mensch bist du töricht
du spielst dich so auf
die Natur
zeigt uns wie wir sind doch klein
ein wenig mehr Ehrfurcht
vor der Natur
oh Mensch besinn dich
und sei nicht
so dumm
ein Donner
ein Blitz
und schon ist unser Leben gewesen nur ein Witz
f.j.29.06.2012
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Naturglück

Wir haben das Laub der Wälder gekehrt,
In früheren seligen Zeiten;
Keine Seele hat sich gegen Naturglück gewehrt,
Ließ sich gerne zum Leben verleiten.

Und jeden Boden auf der Welt,
Haben wir wonniglich genossen,
Natürlich gierten wir damals schon nach vielem Geld,
Doch wie sehr vor Glück wir zerflossen.

Im rhythmischen Schwanke tanzten wir
Und sangen so manche Lieder;
Wir gelobten der Natur, der Berge, der Seen
Und lachten immer wieder.

Hell war unser Lachen, so freudig, so froh,
Doch nun liegen wir in Trauer;
Wir leben nun im Wohlstande, allerdings
In unseren Mägen grummelt es sauer.

Die Eichenwälder faulen dahin,
Und auch die Tannen leider;
Die Buche welkt, ihr Blattgrün grau,
Denn wir fröhnen der Säure, der Neider.

Der unermeßlichen Prasser im Land,
Niemand möchte zurückstehen;
So manchen Stolz haben wir verletzt,
Doch grüne Tannen wollen wir auch sehen.

Ihre Nadeln fallen auf ein Grab,
Auf den sauer durchtränkten Boden;
Jetzt weiß ich es, was ich davon hab´,
Daß seit tausend Jahren ich die Wälder ließ rhoden.

Und dort mein erstes Haus erbaut,
Und Ställe und Gärten, was sonst noch;
Ich zeigte mein Werk meiner damaligen Braut,
Doch jetzt stehen wir auf dem Ozonloch.


II.

Heute sagt mein Weib: "Nun laß uns zum Rheine gehen,
Spazieren auf der Rheinpromenade;
Wir wollen im Wasser schließlich Fische sehen,
Und eintauchen im Rhein meine Wade."

Es wird sich im Wasser kein Fisch mehr freuen,
Kein lustiges Springen im Wasser;
Enttäuscht steigen wir ein und schließen die Tür
Und zünden den Autoanlasser.

Millionenfach am Tage erneut
Springt an der Wagenmotor sobald
Der Zündschlüssel umgedreht im Schloß,
Meiner wirklichen Leibsgestalt.

Wie herrlich der Duft des Blechgestell,
Wie herrlich auch sein Aroma;
Ich liebe die Farbe, die Sitze, das Rad,
Halb bewußt und halb schon im Koma.

Ich bin so kritisch, so rasend schnell,
Auf hundert in sechs Sekunden.
Dies läßt mich vergessen meine Unglückstat
Und auch meine sauren Wunden.

Meine Lunge, sie hechelt kurzatmig bereits,
Mein Blick ist trübe, so dunkel;
Mit vierzig ergraut und Falten auf der Stirn
Und im Bauche schon einen Furunkel.

Doch merkt man mir nicht mein Alter an,
Man denkt, ich sei in Jugendjahren;
Das Puder auf der Nase, denn endlich und dann
Möchte ich glücklich in den Himmel einfahren.

Dort oben in unseren Träumen fürwahr
Ist die Welt und Natur noch gesünder;
So wie damals das Leben gewesen war,
Als auszog der Schwätzer, der Künder.


III.

So spricht mein Weib: "Wir blicken fern,
Und schauen Natur im Fernsehen";
Schon läuft der Film, wie einfach es ist,
Ganz einfach den Knopf auf "On" drehen.

Eine ganze Stunde Naturglück bestaunt,
Und auch die Tierwelt im Bilde;
Wir sind beglückt von diesem Film
Und hoffen auf Gottesmilde.

Dann wird es Zeit, das Bier ist kalt,
Im Kühlschrank oben gelegen;
Ich stoße an mit meinem Weib
Und lächle dabei ganz verlegen.

Doch packt mich Natur, ich zerre an ihr
Und reiß ihr die Kleider vom Leibe;
Dies ist Natur, so herrlich frisch,
Sie taugt zu meinem Weibe.

Doch fühle ich auch ihre Falte am Bauch,
Die im Jahr wuchs unermeßlich;
Ich schließe die Augen und ertaste nun,
Auch ihr Knie ist schon recht gebrechlich.

Ihre Wade, die nicht im Wasser stand
Und keine Kühlung erhalten;
Ich lenke mich ab, gelangweilt und
Jetzt läßt sich das Fernsehen einschalten.

Einen Liebesfilm beschauen wir
Im ersten oder zweiten Programme;
Er liebt sie wie ein reißendes Tier,
Doch mein Weib sitzt da wie eine Amme.

Und auch die Natur schon wieder im Bild,
Sie lieben sich auch im Walde,
Im Film und darum ich mir einbild,
Daß ich so lebe, auf keiner ozonen Halde.


IV.

Am Montag endlich geht der Trubel los,
Das geschäftige Hin- und Herrennen;
Ich stelle den Wecker und achte drauf,
Daß meine Verlangen nicht mehr tränen und flennen.

Im Amte dann wartet mein Chef auf mich
Und ich auf den Chefadjudanten:
In meinem Beruf kenne ich keinen Spaß,
Nicht Mutter und keinen Verwandten.

Denn ich selber möchte der Chef bald sein,
Dann das Naturglück erst recht genießen;
Am Wochenende mit meinem Weibe dann
Zuschauen, ob Blüten noch sprießen.

Und endlich schreit mein Magen laut,
Nach Nahrung aus der Kantine;
Sie schmeckt verkocht, ganz fade, doch
Der Schnaps in der Bürovitrine.

Verscheucht das Magenbrennen rasch,
Schon steigt er hoch zu Kopfe;
Es quillt in mir Naturglück auf
Als ich an der Tür der Serkretärin klopfe.

"Meine Dame, sie wollten mir Akten bringen!"
Sage ich und schaue auf ihre Waden;
Ich spüre es, wie Wallungen schwingen
Und in mir aufsteigen triebliche Schwaden.

Sie reicht mir die Akten und lächelt leis:
Dir Bock werd ich es noch zeigen!
Ich ahne, daß sie meine Gedanken weiß,
Dir Weib werd ich Naturglück geigen.

Vom zwölften Stocke auf die Straße geblickt,
Das Chaos auf der Straße genossen;
Und endlich nun "Fünfe"", sie doch nicht geknickt
Und schon wieder ein Tag verflossen.


V.

So sehnt man sich dann nach Sofa und Couch
Und vielleicht nach dem eigenen Kinde;
Ich öffne die Tür, es duftet schon,
Schon öffne ich die Kragenbinde.

In der Küche ziehen die Schwaden schwer,
Ich freue mich auf das Essen;
Mit ihr im Speisezimmer galant,
Auf soetwas bin ich versessen.

Ich liebe sie, ihre Kochkünste, bloß
Zuwenig war es schon wieder;
Zuwenig Fleisch und gar kein Kloß,
Ich lebe schon lange so bieder.

Doch groß ist die Freude auf das Eis danach,
Auch Kaffee dabei darf nicht fehlen;
So leben wir heute, fast alle im Trott,
Wer könnte es denn noch verhehlen.

Vorbei die Träume der Jugend, zu End´,
Und auch deren Abenteuer;
Wir leben im Glück, welches jeder kennt,
So lebt es sich ungeheuer.

Unser Wohlstand ist verdienter Lohn,
Habe lange drauf warten müssen;
Naturglück hin, Naturglück her,
Auch längst verlernt das Küssen.

Was habe ich sie früher oftmals geküßt,
Schon tausend mal vor dem Wecken,
In meinen Träumen, ich will, auch ihr müßt
Euch im Rhythmus des Naturglücks recken.

Doch bin ich selber leider verdreht,
Nur selten keimen Begierden;
Naturglücks Freuden schon lange verweht,
Es wuchsen mir Unkraut und Hürden.


VI.

Mit sechzig endlich träumen wir dann
Vom siebzehnten Lebensjahre;
Der Kopf übt dann, was er noch kann,
Auch fallen aus die Haare.

Der Kopf wird kahl, die Zähne auch,
Der Bauch legt sich in Falten,
Das beste Stück war doch der Bauch,
Dieser hatte den Kopf zu verwalten.

So träumt sich´s leicht von alter Zeit,
Die Todesfurcht im Nacken;
Auch Hoffnung graut und weit und breit,
Nichts neues anzupacken.

Wir hinken an den Schaufenstern vorbei,
Die Särge schon wieder in Mode;
Die Preise steigen und endlich entzwei
Unsere Moral, sie ist so marode.

Auch fehlt es an Platz am Friedhof nicht,
Ich kann euch so manchen sagen;
Meine Glieder überfallen schon lange von Gicht,
Doch schneeweiß immer noch mein Hemdkragen.

Auf solchen Umstand legte ich wert,
Auf solch begehrliche Moden;
Noch heute achte ich, was Mode uns lehrt,
Daß kultische Wallungen loden.

Doch nutzt auch dieses Achten, nein,
Ich verspür das Grau meiner Haare,
In meinem Herzen und meinem Bein,
So geht´s in die letzten Jahre.

Das Augenlicht erlöscht und jetzt
Liege ich schon auf dem Bette
Des Todes, wie er das Messer wetzt,
Verloren des Naturglücks Wette.


VII.

Ach hätte ich bloß auf mich selber gehört,
Auf meine eigenen Gedanken
Der Jugend, doch nun erst recht gestört,
Meine Welt war schon lange am Wanken.

Zu rasch wollte ich dem Tod aufspüren,
Zu rasch meine Glieder ausstrecken;
Ich lasse mich von ihm zu leicht verführen,
Niemand wird mich dann auferwecken.

Die letzten Gedanken gelangen ins Hirn,
Ein letzter Lebenswille;
Eine Schweißperle steht noch auf der Stirn,
Doch seh ich nicht mal mehr die Brille.

Ein Zucken durchjagd meine Arme, mein Bein,
Es war wie elektrisch geschlagen;
Nun bin ich endlich mit mir allein,
Nie werde ich Jugend noch wagen.

Ich liege darnieder auf meinem Bett,
Es beginnt auch schon das Verwesen;
Ich müßte, ich wollte, ach hätt´,
Wäre ich früher schon derweis genesen.

Befreit von aller Mühsal der Natur,
Befreit von meinem Weibe;
Gottlob bleibt nicht meine jämmerliche Statur,
Befreit von meinem Leibe.

Zum Höchsten aufgestiegen, Hurra!
Dafür hab ich immer gebetet;
Und Gott spricht: "Nun bist du auch schon da,
Wenngleich ein wenig verspätet."

"Verzeih, lieber Gott, es tut mir so leid,
Doch konnt ich nicht schneller machen;
Zieh über mir mein neues Kleid,
So werde ich Leben entfachen."


VIII.

Und wieder auf die Erde geblickt,
Von Wunder keine Spur mehr;
Ertränkt im Teere, die Blumen geknickt,
Nun gib eine neue Natur her.

Ich flehe und bitte und bettele ihn an,
Er wird es wohl schon noch schaffen;
Ich glaube, daß er es noch kann,
Die Schuldigen hinwegzuraffen.

Doch auch die Bibelwunder, oh weh,
Sind längst nicht jener alter Zeiten;
Nur Wunderloses, dort wo ich nun steh´,
Zu Neuem läßt er sich nicht verleiten.

So müssen die Menschen ihr Naturglück wohl
Ganz selbständig schon noch erschaffen;
Doch ist der Borkenstamm längst hohl,
Auch Linden kann niemand begaffen.

So werden wir wohl beten lang
Zum Satan oder zum Gotte;
Und Weisen singen, die jener sang,
Als er Wunder schuf, mancher Höhle und Grotte.

Ein Rauschen der Bäche, Wasser und Quellen,
Die Fische so lustig im Wasser;
Und Tiere und Hunde vor Glück laut bellen,
Doch fröhnt´ ich dem Autoanlasser.

Vielleicht, wenn ich ein weiteres mal die Möglichkeit hätte,
Zu leben auf dieser Erde;
Ich würde pflanzen Naturglücksstätte
Und weiden mit einer Schafsherde.

Doch in hundert Jahren wird kein Baum mehr sein
Und auch kein Fisch im Wasser;
Es erschlug den Abel sein Bruder Kain,
Auch er hatte keinen Aufpasser.
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