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Gedichte über das Miteinander - Seite 149


Woher?

Wo kommen plötzlich diese Menschen her?
Diese mitfühlenden, so sozialen Wohltäter.
Zur Weihnachtszeit geben sie den Samariter,
barmherzig gegenüber bedürftige Mitglieder
dieser teils immer asozialeren Gesellschaft.
Immer weniger schaffen es aus eigener Kraft.

Die Reichsten der Reichen werden reicher,
die Ärmsten der Armen bleiben arm,
die einseitige Schere spreitzt sich weiter,
die Politik will, dass die Oberen Steuern sparn.

Alle Jahre wieder die selbe Scheinheilgkeit,
Leute, macht euch zum Spenden bereit!
Mit nur 5 € bist du namentlich dabei!
Fürs restlich Jahr bleibst du Spender frei!

Frei von jeglicher Mitverantwortung im Land.
Frei von allem Asozialen, was so auch stattfand.
Frei vom Hinsehen, was lebt im Straßenrand.
Frei von Schuld an diesem Staatszustand.
Freigespendet von Gewissensbissen...
Befreit von Anteilnahme, trotz Mitwissen.

Einmal im Jahr menschlich sein!
Mehr braucht es nicht, um ganzjährlich
als barmherziger Samariter zu gelten.
Danach bildet man sich ein,
zwischen sich und den wirklich Reichen
liegen gravierende Welten.

Empört über so dreist vorgehaltenem Spiegel,
zeigt man auf mich, was mach ich besser?
Reflexhaft zeigt man Stacheln wie ein Igel,
schiebt mich vor als sozialen Gradmesser.

Doch wer nur nach einer Ausrede sucht,
ist mit seinen eigenen Werten uneins.
Er hofft, ein offizieller Vorwand sei genug,
ein schlechtes Gewissen braucht es keins.

Weihnachten muss erst das ganze Jahr sein,
dann wäre Barmherzigkeit jederzeit "möglich".
Stell dir vor, Menschen laden Menschen ein,
diese Zeilen hier wären auch für mich unnötig...

Frohe Weihnachten!

© meteor 2024
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