Gedichte über den Menschen - Seite 94

Ein Foto hab‘ ich heut‘ entdeckt
und die Erinn’rung ward geweckt.
Zwei Knaben lächeln sich da zu
Der eine ich, der andre Du…

Piraten, Cowboys, Frankenstein,
wir konnten einfach alles sein.
Old Shatterhand und Winnetou,
die Phantasie kam nie zur Ruh‘!

Als Räuber hatten wir viel Mut,
des Nachbarn Äpfel schmeckten gut.
So herrlich jung, unendlich frei,
Verbote war’n uns einerlei.

„Als Freunde sind wir untrennbar,
und dies für immer – ist doch klar!“
So sprachen wir und glaubten fest,
dass sich das Glück bestechen lässt…

Die Zeit hat uns dann doch getrennt.
Es kommt der Tag wo man erkennt:
Ein Abschied macht aus Ewigkeit
im Handumdreh’n Vergangenheit.

Ich schaue auf dies‘ alte Bild,
so abgegriffen und vergilbt.
Und wird mir jetzt das Herz auch schwer,
die Kinderzeit kommt niemals mehr…

2014

Ich werde Löcher in dein Herz graben,
um darin Rosen zu verstecken.
Ich werde Weiß auf Schwarz tragen,
nur um es wieder zu beflecken.
Ich werde dir alles nehmen,
denn erst dann kann ich dir alles schenken.
Ich weiß du wirst dich nach Neuen sehnen,
doch wieder werd ich's dir verdenken -
denn du wirst fallen, dich verletzen,
wie eine Rose welken und zergehen.
Du wirst kämpfen, dich widersetzen,
doch am Ende bist du nie geschehen.
Nur eine wunderschöne Blum',
an dessen Dornen wir uns stechen.
Die wahren Werte, tief verborgen, ruhn.
Alle Herzen werden zerbrechen,
damit der Gärtner dann
neue Rosen pflanzen kann
und erneut Menschen diese pflücken.
Auf Erdens Bauch und Rücken,
und lieben - und hassen,
neue Löcher hinterlassen,
in denen ich Finsternis pflanze und Licht.
All dies sei mein Garten,
Geduld, Leben ist endlich, Zeit jedoch nicht,
drum bleibe, ich werde auf dich warten...

N.Fender