Gedichte über den Menschen - Seite 89

Weißt du wo die Freunde sind?
Wo sind sie geblieben?
Sie sind alle fort, mein Kind,
haben dich abgeschrieben.

Das Unglück traf dich über Nacht.
Du wurdest krank und mittellos.
Was hast du dir dabei gedacht?
Was machst du bloß?

Du wirst meist alleine sein,
wenn du ganz tief unten bist.
Und dann gibt es nicht mal einen
der dich vermisst.

Wer wird jetzt noch mit dir gehen?
Armseelig ist dein Leben.
Dir immer treu zur Seite stehen,
einen Halt dir geben?

Der Weg nach oben ist sehr schwer,
du musst ihn dir erstreiten.
Bist fast am Ende, kannst nicht mehr,
es werden harte Zeiten.

Wenn du dann wieder oben bist,
zahlst mal mit Karte, mal in Bar
wenn der Wohlstand bei dir ist,
sind auch die Freunde wieder da.

© Michael Jörchel

Was ist ein Felsbrocken
im Vergleich zu einem Kieselstein?
Ein massiver Fels dem nichts etwas anhaben kann
Standhaft und gewaltig in seiner Größe,
in seiner Kraft
Unbezwingbar, monströs

Freunde sind wir Kieselsteine
Verwundbar und winzig
Sie bieten keinen Schutz und finden keinen Halt
Fort getragen von Wellen
durch alle Welten
Doch ein paar bleiben

Was ist ein Kieselstein
im Vergleich zu einem Felsbrocken?
Viel mehr als der Felsbrocken je sein kann
Sie sind so unscheinbar und doch so wichtig für dich

Ihre Fehler machen sie Groß
Ihre Schwäche macht sie Stark
Zusammen sind sie unbezwingbar