Gedichte über Liebe - Seite 2476

Übern Tag es sich leise schon anschlich
Ein Gefühl tiefgehenden Hungers gleich...
Wenn die Nacht dann endlich hereinbricht
Überfällt sie mich ganz butterweich!

Diese Sehnsucht lauert in Halbschatten
Ich such den Blick, der mich begehrt
Knistern im Dunkeln lässt mich erwarten
Bald wird meine Lust nach Haut erhört

So wertvoll sind all diese Momente
Wenn die Haut die Seele durchreicht
Lust malt rote Lippen auf Zellelemente
Wo zärtlich Seele an Seele streicht

Hände berühren traumhaft sanft & liebevoll
Ein Windhauch streift durch das Zimmer
Leicht fröstelt es die Seelen, beide liebestoll
Überdecken sich im Mondscheindimmer

Auf weichen Laken hat sich Lust abgebaut
Zerwühlt das Bett von beider Körpern Glieder
Heißer Odemhauch kühlt die Seelenhaut
Legt schweigend sich auf die Leiber nieder

© meteor 2024

Die alten Menschen
Sitzen am langen Tisch
Gertrud kann nicht mehr sprechen
Walter auch nicht
Gertrud kann noch gut sehen
Walter auch

Die alten Menschen
Sitzen den ganzen Tag
Am rechteckigen Tisch
Manchmal werden sie
Nach draussen gebracht
Und wieder zurück

Gertrud sitzt lieber am Tisch
Als an der frischen Luft
So auch Walter
Da sieht er Gertrud
Manchmal lächelt er
Manchmal lächelt sie

Die alten Menschen
Gehen früh zu Bett
Jeder in sein Zimmer
Jeder für sich allein
Nur Gertrud und Walter
Bleiben noch lange wach

Irgendwann im November
Fehlt ein Gedeck auf dem Tisch
Gertrud sitzt da und denkt
Wo bleibt denn nur Walter
Doch Walter kommt nicht mehr
Gertrud schläft nicht gut

Drei Tage später
Liegt ein neues Gedeck
Auf dem langen Tisch
Regungslose Gesichter
Pirmin heisst der Neue
Starrt unentwegt Gertrud an


© René Oberholzer

nach Einbruch der Dunkelheit
haben wir nachts viel Spaß
im Schwung von Taschenlampen

ohne Tageslicht wir hier zu zweit
weiße Wände werden zu Spiegelglas
wir bemalen sie mit unsren Schatten

getaucht in schwarze Silouhetten
neckst du mich mit deinen Konturen
schwingst die Hüften, die Koketten
hinterlässt eindeutige dunkle Spuren

lebendige Schatten beißen auf Lippen
ziehen sich langsam Stück für Stück aus
erotische Kurven verführerisch wippen
kreative Finger führen Schattenkunst auf

Staubfusel im Strahl des Taschenrampenlichts
knisterndes Rauschen untermalt die Szenerie
schwarz-weiße Stummfilm Phantasie
nachsynchronisiertes Seufzen die Stille bricht

ferngesteuerte Scheinwerferkegel verlocken
Vorfreude am Wachsen durch Beugen & Strecken
schmutziges Kichern lässt ein Herz stocken
Schatten verborgene magische Orte verstecken

legst dich nun flach auf den Rücken
welch atemberaubende Landschaftsskyline
schattenwandernd den Puls hochdrücken
wie sündhaft kann ein Knieanheben sein...

in sich überlassenen Lampenlicht getaucht
bedeck ich dich mit meinen ganzen Schatten
was unter mir so entzündet gierig faucht
wird mich im Halbdunkel völlig durchbraten

© meteor 2024