Entheiligung des Intimen
Zwischen den Menschen, die doch geliebt,
Spinnen sich heimlich und unbewusst Fäden,
Welche der Liebreiz ihnen freiwillig gibt,
Abseits von Unheil, Streit und Fehden.
Das ist das Geheimnis größerer Liebe,
Dass sie nur die Zweisamkeit braucht.
Ihr reichen Zärtlichkeit, Nähe und Triebe,
Wenn alles um sie als unbedeutend verraucht.
Heute scheint man das kaum zu begreifen,
Dass Intimität ihre Schonräume will,
Nur die Zweisamkeit, um darin still zu reifen
Mit einer Beziehung von Dauer als Ziel.
Doch das alles wird Fantasialand,
Wo ins Netz viel Intimes gestellt
Und Liebe nicht mehr als d e r Garant
Für eine trautere, schönere Welt.
Das Zähnchen des ersten Kindes,
Der Kuss in der fremden Runde,
Der Hauch des Uraubswindes –
Alles dreht im Netz seine Runde!
So zerbricht das Heilige Zwischen,
Welches Distanz zum Medium schafft,
Weil Banalitäten verwischen,
Was von Millionen begafft.
Das Intime wird längst entschleiert,
Vertraulchkeit gibt es jetzt kaum.
Dadurch werden die Fluchten erneuert,
Für welche Vertraulichkeit Raum.
©Hans Hartmut Karg
2019
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